FÜR MICH EIN GANZ NORMALER TAG

Ein Gedicht von Bärbel Bö
ERINNERUNGEN
AUS MEINER KINDHEIT -

Meine Erinnerungen
Es ist gerade Sommer,
ich bin so um die 11 oder
12 Jahre alt, und eines von 9 Kinder,
Ein Tag aus der Erinnerung meiner Kindheit
Meine Mutter ruft nach mir. Oh nein! Ich muss wieder einkaufen.Aber anders, wie du es meinst! Ganz anders!
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Es ist ein wunderschöner Sommertag, ein Freitag, ich muss so um die 11/12 Jahre alt gewesen sein. Meine Mutter ruft nach mir, ich muss wieder einkaufen (sozusagen). Aber nicht so, wie ihr das kennt. Nein, so verliefen meine Einkäufe nicht.
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Denn ich bekam 5 Mark und dafür hatte ich Essen zu besorgen. Es war immer dasselbe Spiel. Zuerst ging ich zu unseren Schlachter und fragte, ob er Wurstreste hat, für eine oder zwei Mark. Die Antwort kannte ich schon. Denn er
sagte. "Bärbelchen du kommst nachdem ich den Laden zu habe wieder und räumst alles auf. Du weißt, das was ich legen lasse, kannst du mit nach Hause nehmen, und grüße deine Mutter." Ich sagte wie immer ja und dass ich später wiederkämme und alles so erledigen würde.
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Dann ging ich weiter zum Bäcker. Der wartete schon auf mich (wie gesagt, freitags immer das gleiche Ritual). Er fragte: "Bärbelchen was machst du am Sonntag?" "Nichts! Warum", antwortete ich. "Och", sagte er so wie immer, "hier habe ich dir schon das Brot von gestern und noch einiges mehr eingepackt. Aber das Stück Kuchen ist für dich. Hier hast du es. Kommst dafür am Sonntag und pass für 4 Stunden auf die Kleinen auf!" Und meinte dann noch: "Das kostet eine Mark, das ist dann gut so." Ja es war gut so, denn jetzt kam ich mir auch nicht vor, als ob ich bettelte (und er wusste das). Ich versprach ihm, dass ich am Sonntag pünktlich um 2 Uhr da sein würde.
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So war mein nächstes Ziel auf meiner Tour die kleine Hühnerfarm in unserem Dorf. Ich wusste jetzt schon, was mich erwartete. Herr Meier, so hieß der Mann. Ihm half meine Mutter auch ab und zu im Haushalt. Denn Herr Meier hatte beide Beine im Kriege verloren und konnte nur schlecht mit seinen Beinprothesen laufen. Er wartete schon auf mich und meinte: "Schön Bärbel, dass du schon da bist. Deine Mutter kann heute nicht kommen, sie meinte, du beziehst mir mein Bett und machst die Kammer fertig (wieder etwas, was ich vorher nicht wußte). Sammelst du dann noch die Eier ein? Alle, die nicht in Ordnung sind, kannst du nachher mitnehmen. Ach ja! Den zwei Hühnern dort hinten kannst du den Kopf abschlagen und sie mitnehmen. Dann kann deine Mutter eine Hühnersuppe kochen (es war schlimm für mich, den Hühner den Kopf abzuhacken). Aber ich musste es tun.
Voll beladen brachte ich alles nach Hause, war echt fertig. Mir war immer noch schlecht wegen der Hühner und als ich noch überlegte, ob ich auch bloß nichts vergessen hätte, hörte ich meinen Vater schon wütend rufen:" Komm sofort hierher, du schusseliche Kuh! Kannst du nichts richtig machen? Wo ist mein Kaffee? Ich habe keinen mehr." Ich wollte nicht zum Kaufmannsladen gehen. Nein, das wollte ich nicht, weil das immer der schlimmste Teil des Einkaufs war.
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Denn der kleine Edeka-Laden gehörte einen Mann, der alles andere als freundlich war. Und Kinder konnte er
schon überhaupt nicht leiden. Aber ich hatte keine andere Wahl. Es mag wohl so um fünf Uhr gewesen sein, als ich im Oberdorf ankam (oh Mann!). Der Laden war voll. Die Bauern aus unserer Gegend trafen sich dort,.weil der Ladenbesitzer auch eine Kneipe mit Zugang zu seinem Laden hatte. So ging ich in den Laden und grüßte mit einem Hallo. Einige murmelten etwas. Ich habe es aber nicht verstanden, was sie sagten. Ich ging direkt zum Kaffee, nahm mir ein Glas aus dem Regal und schaute mich noch ein wenig um,
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bevor ich zur Kasse ging. Ja, und an der Kasse stand er dann, der liebe Mann, sah mich an und fragte gleich und das auch noch sehr laut, so dass es auch alle im Laden mit bekamen: "Hast du das Geld auch mitgebracht
(natürlich hatte ich kein Geld mit, weil meine Mutter mir sagte, es wäre schon alles bezahlt. Das war aber wieder eine Lüge). Er wollte mir den Kaffee nicht mitgeben und alle schauten mich an. Und, was machte ich? Heulte und bettelte und bat ihn, dass er mir den blöden Kaffee geben muss. Er sagte nur: "Ja, wenn deine Mutter die 34 Mark bezahlen könnte, dann könnt ihr wieder anschreiben lassen. Jetzt bleibt der Kaffee hier, den gibt es jetzt nicht
(könnt ihr euch vorstellen, was ich in diesem Augenblick gefühlte habe? Wohl kaum).
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Es wurde auf einmal so ruhig in dem Laden. Alle schauten auf mich. Ich kann euch nicht sagen, was ich gedacht oder gefühlt habe. Denn ich stand neben mir selbst. Als mein Verstand wieder einsetzte, hatte ich den Kaffee in meiner Hand. Jetzt bekam ich erst mit, dass der Herr Meier von der Hühnerfarm auch da war. Er hatte wohl das Ganze mitbekommen, das, was der Ladenbesitzer veranstaltet hatte. Und weil er mich mochte und meinen Vater kannte, bezahlte er den Kaffee, gab ihn mir und sagte: "Ist schon gut; Bärbelchen. Du hast meine Kammer so fein aufgeräumt. Nimm den Kaffee und geh heim." Und so ging ich wieder nach Hause und ein ganz normaler Tag ging für mich damals zu Ende.
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© Bärbel B.
alias lachmal

Informationen zum Gedicht: FÜR MICH EIN GANZ NORMALER TAG

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26.04.2017
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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