Fleischereifachverkäuferin
Fleischereifachverkäuferin
Es ist das Bild der jungen Frau,
Das immer wieder ihn erfasste,
Wo doch die andere Welt so grau
Und er Gefühle wirklich hasste.
Er sah sie jeden Tag im Laden,
Wenn er dort seine Brotzeit holte,
Wo immer Gutes sie dort haben,
Weil er sich auch verwöhnen wollte.
Es blieb nicht aus, ihr Blick ihn neckte:
Verkäuferin, die weiß beschürzt
Den neuen Trieb nun in ihm weckte –
Mit Leichtigkeit Herzblut gewürzt!
Schlank, hübsch, freundlich und immer heiter,
Sehr angenehm, wenn er sie sah.
So wurde sie Seelenbegleiter:
Er war ihr oft im Laden nah.
Kam er, lief sie ihm schon entgegen
Mit einem Lächeln, rot die Wangen,
Stand dann anmutig, recht verlegen
Mit einem Blick voller Verlangen.
Es dauerte, dann fasst' er Mut,
Den er bisher schwer fassen konnte,
Und sommers, in der Mittagsglut,
Nahm er sie mit, wo er denn wohnte.
Der erste Kuss war unvergleichlich
Und die Umarmung zart und fest,
So dass sie ziemlich unausweichlich
Hinsanken in sein Liebesnest.
Noch immer holt er sie dort ab,
Sie wurden Fleisch von einem Fleische.
Ihr Bildnis hält ihn stets auf Trab,
Weil Jungsein gern Liebe erheische.
©Hans Hartmut Karg
2019
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