Eitelkeiten ...
Ein Gedicht von
Horst Fleitmann
Ein Mensch mit großem Taktgefühl:
sieht seine Frau, die nackt und kühl
vorm Spiegel sitzt im Gästezimmer,
sich aufzubrezeln, so wie immer.
Sie puscht, lackiert, bemalt sich reichlich
der Mensch, er registriert es heitrich,
bemerkt er doch seit vielen Jahren,
wie nutz- und zwecklos ihr Bemalen.
Bestätigt wird's durch ihre Klage
das schon der Zeit-Zahn an ihr nage.
Dem Menschen selbst gehts auch nicht besser
er lag schon fünf Mal unterm Messer.
Schlupflid, Mundwinkel, Doppelkinn
das Bauchfett und die Denkerstirn,
an allem wurde schon geschnitten,
kein Arzt ließ sich da lange bitten.
Der Mann, die Frau, die Eitelkeiten
gehör'n zusamm' seit Ewigkeiten.
Doch ewig gilt, was ewig wundert:
Verfall beginnt nicht erst mit hundert.
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