Eine Jungfrau

Ein Gedicht von Horst Rehmann
Eine Jungfrau nimmt sich vom Baume,
blitzschnell eine saftige Pflaume,
reibt sie behutsam an ihrem Kleid,
und fragt dann leis, nach geraumer Zeit:

„Schöne Pflaume, ist ein Wurm in dir,
wenn ja, sei so nett und sag es mir.“
Die Pflaume antwortet recht patzig:
„Er ist in mir und macht mich glitschig.“

„Ach liebe Pflaume, wie fühlt man sich,
wenn er sich langsam reinbohrt in dich?“
Das Pfläumchen lacht und sagt: „Ich gesteh,
am Anfang tut es schon etwas weh."

Die Jungfrau meint, beginnt zu weinen:
„Einen Wurm, ich hätt´ auch gern Einen,
sag mir Pfläumchen, was mach ich bloß,
wie krieg ich ´nen Wurm in meinen Schoß.“

Die Pflaume erwidert recht betont:
„Liebste Jungfrau, du wirst nicht verschont,
und sei dir gewiss, es bleibt kein Traum,
einen Wurm gibt es - für jede Pflaum !“

© Horst Rehmann

Informationen zum Gedicht: Eine Jungfrau

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06.11.2021
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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