Eine außergewöhnlich unlustige Parodie
(Ich saz uf eime steine)
Ich saß auf einem Steine, da wo ich wohn’.
Hörte Schimpf und Schande! – Hörte Hohn!
Hörte lauthals einen mit ’ner Glatze,
herüber schrei’n zu meinen Sonnenplatze:
"Vieles werden wir nun bald verändern!
Schuß gemacht wird mit den Pennern
welche in den von uns bezahlten Gassen
lungern, wo einst nur Germanen saßen.
Ausländer raus! Wir machen alle Straßen rein!
Unser Land muß wieder unser sein!
Das wird schnell und über Nacht passieren!
Wenn auch einige sich dagegen zieren!“
Und jetzt stiert er wieder blöde in die Glotze
derweil ich in Gedanken beinahe kotze
und seinen leeren Kopf vom Körper trenne,
sowie den Rest am liebsten gleich verbrenne.
Das hätte uns grade noch gefehlt:
Unser Land und überhaupt die Welt
sind inzwischen klirrend kalt geworden.
Auch ich denk’ beinahe schon ans Morden.
Gibt es für uns’re Zukunft noch ein „Morgen?“
Werde denn auch ich noch morden?
Sind berechtigt meine Sorgen?
Niemand weiß es! – Auch nicht ich!
Aber eines gilt all Zeit für mich:
„Solch einen Nachbarn brauch ich nicht!“
Copyright © da Hihö
2014
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