Die Weihnachtsmaus
Ein Gedicht von
Josef Festing
In einem alten Pappkarton,
im Keller an der Wand,
lebt nun seit einer Weile schon
ein Mäuschen unerkannt.
Wenngleich sein Nest umgeben ist
von Christbaumschmuck und Kugeln,
träumt es schon lang‘ in seiner Kist‘
von Schinkenspeck mit Nudeln.
Und wie die Maus lechzt voller Schmacht
im Weihnachtsschmuckkarton,
wird dieser geradewegs gebracht
hinauf in den Salon.
Man öffnet ihn und holt heraus
die Kugeln für den Baum,
ganz unbemerkt entweicht die Maus,
huscht lautlos durch den Raum.
Sie klettert auf den Sekretär
und blickt mit großen Augen
erstaunt und ganz beglückt umher
und kann es gar nicht glauben.
Es glänzt und leuchtet überall,
der Tisch steht voller Speisen,
erfüllt mit leck’rem Duft der Saal,
ein Glöckchen klingelt leise.
Hier ist es weder feucht noch kalt,
auch gibt es keinen Schimmel,
so denkt die kleine Maus sich halt:
„Dies muss er sein, der Himmel.“
Doch wird sie plötzlich angefaucht
von einer schwarzen Katze,
blitzartig ist sie aufgetaucht
mit ihrer fiesen Fratze.
Ein lautes Kreischen hört man jetzt,
ein Mensch schwingt eine Kelle.
„Ich bin,“ glaubt nun die Maus entsetzt
„wohl eher in der Hölle!“
(geschrieben am 03.12.2022)
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