Die nackte Angst, Teil 2

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Teil 2, Die Diagnose

Sie fühlte hier und strich mal dort,
zückte die Lupe in einem fort.
Mit ihren zarten Händen
tastete sie oberhalb der Lenden.

Sie war zwar manche Brust gewohnt,
bei meiner hat sich's nicht gelohnt.
Zwei Raucherwarzen mit schwarzem Hof,
die fand ich dabei selber doof.
Fleck und Beule waren nicht groß
und sicher nur von einem Stoß.
Beide waren nur niedlich
und pathologisch sicher friedlich.

Doch dann nahm sie vor dem Schatz
zwischen meinen Beinen Platz.
Was sie sagte war lateinisch,
doch es klang sehr weiblich-schweinisch.
Sie wog den Beutel mit den Gulden
ob Gefahr besteht mit Schulden.
Und sie zog mit Handschuhen auch
einmal kräftig an dem Schlauch.

"Ich muss hier nicht klopfen,
ich seh doch den berühmten Tropfen.
Doch wird aus ihrer Knete Stahl,
nehme ich das Holzlineal.
Der folgende Schmerz lässt sie vergessen,
dass sie jemals Lust besessen."
Sie murmelte zu Protokoll:
"Der Zustand ist noch wundervoll.

Er ist kein blutjunger Ritter,
aber auch kein Homo und kein Zwitter,
Es gibt keine bunten Farbzonen
als Zeichen von fremden Hormonen.
Die Flecke sind kein Krankheitsfall,
deswegen brauchen wir kein Ultraschall.
Ich schicke sie auch nicht zur Mammografie,
gehen sie heim und lieben sie."

21.02.2018 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Die nackte Angst, Teil 2

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21.02.2018
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