Die letzte Stunde

Ein Gedicht von Torsten Hildebrand
Verweile bei mir,
Die letzte Stunde.
Denn alles nimmt hier,
Ein dunkles Ende.

Die Weltenwunde,
Zieht sich zusammen,
Weil sich nichts trennte:
Von Pflicht und Namen!

Schemen verlöschen,
Wie Kerzendochte.
Im Wind die Eschen,
Wos Rauschen pochte,
Schlug im Leib das Herz:
So langsam verzerrt,
Als roll es rückwärts;
Und wäre verjährt.

Kannst du noch bleiben,
Dich setzen zur Tür?
In Spiegelscheiben -
Bist doppelt bei mir.

Jetzt kann ich gehen,
Mit Abbild von dir.
Bloss nicht Aufstehen!
Komm gönn mir die Gier!

Einmal noch Wasser,
Vom sonnigem Glas.
Bald kommt der Glaser
Und nimmt von mir Mass.

Dann hat mich der Tod!
Ein Knabe so blass.
Mit Sense und Brot -
Auf Tod ist Verlass.

Du darfst nicht weinen:
Um mich nicht so viel.
Ich bin im Reinen,
Mit jedem Gefühl.

Sei du nur Tapfer!
Wie immer dus warst.
Das du dir ersparst:
Gedanken - Zapfer.

Machs wie die Blumen,
Die Stürme bestehn.
Noch schöner aussehn,
Mit Pollen, Krumen.

Denke nur immer:
Ich bin in der Brust.
Und nicht mein Verlust,
Verweilt im Zimmer.

Verweile bei mir,
Die letzte Stunde.
Du frische Blonde!
Die im Herz campiert.

Auch der Tod, er trägt
Schon viele Narben.
Und, wenn er vergeht,
Wird neues warten.

Wirst mich bereden,
Mit Treue im Herz,
Wirst ernten den Trost.
Deinen Weg gehn.

Du musst das Leben
Geniessen, wies ist.
Mit Tücke und List,
Dem was uneben.

Sei wie die Fähe,
Die Kinder bewacht.
Nicht wie die Krähe,
Die Geschrei nur macht.

Informationen zum Gedicht: Die letzte Stunde

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05.07.2012
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Torsten Hildebrand) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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