Die Dreiundneunzigjährige im Café

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Die Dreiundneunzigjährige im Café

Sie saß neben dem Rollator,
Trank ein Tässchen Milchkaffee,
Darauf ein Herz als Feindekor,
Immer noch blieb sie Gourmet.

Der Mann gestorben, sie allein,
Keine Zeit sollte sie je besiegen:
Der Bus fuhr sie zur Stadt hinein,
Wo ihre schönsten Geschäfte liegen.

Damit sie auch an jedem Wochentag
Den Stadtbus tatsächlich nahm
Und dort eine Kleinigkeit kaufen mag,
War das jene Idee, die ihr kam:

„Eine kleine Tasche nehm' ich mit,
Dass nur ganz wenig hineinpasst.
Das bringt mich dann zum nächsten Schritt:
Am nächsten Tag stadteinwärts gespasst!“

So zwang sie sich zum Laufen und Fahren,
Denn: „Wer rastet, Freund, der rostet!“
Sie lebte vergnügt in diesen späten Jahren
Auch der Kaffee hat nicht viel gekostet...


©Hans Hartmut Karg
2024

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Informationen zum Gedicht: Die Dreiundneunzigjährige im Café

30 mal gelesen
02.09.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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