Die Befrackten und die Toten

Ein Gedicht von Hihö
(oder: die „Wahlfreiheit“)


Feiert mit! Ein guter Grund ist da,
ertönen soll die Sieg-Fanfare!
Hoch die Gläser und ruft: „Trara!“
Nochmals Macht für ein paar Jahre!

Jetzt aber heißt's zu koalieren.
Wascht den Verstand aus deren Hirn!
Wollt gegen den Mob ihr mitregieren,
drückt ihnen unser Zeichen auf die Stirn!

Noch denken sie, wir seien Ihre!
Zerstört ihr Denken mit der Worte Macht!
Noch glauben sie, wir stünden Schmiere
für die Freiheit! – Morgen schon ist ausgedacht.

Seht und lauscht, – sucht euch Petzer,
denn unsre Macht lebt durch Beschwätzer.
Zerbrecht die Starken, hetzt die Hetzer!
Webt Erkennungsfetzen für unsre Ketzer!

Mischt euch unter das Gedränge,
laßt Fantasten auf die Fahnen schwören.
Heuchelt, giftet in der Menge,
laßt sie vom Stolz sich selbst betören.

Knebelt die Denker und Verräter,
sät Mißtrauen unter alle Gleichgesinnten.
Errichtet wieder Mauern wie die Väter,
damit sich unsre Feinde haltlos finden.

Morgen schon stehn wir auf der Empore,
unsre Arroganz kennt kein Erbarmen.
Letztlich schließen wir die Tore;
Ihr bewaffnet euch und wehrt die Armen!

Schlagt alles tot, was uns mindert!
Errichtet gold’ne Glitzergrotten
Sperrt jeden weg der dies behindert!
Wir sind die Befrackten! Sie die lebend Toten!


Copyright © da Hihö
2013

Informationen zum Gedicht: Die Befrackten und die Toten

301 mal gelesen
(2 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 3,0 von 5 Sternen)
-
30.10.2023
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige