Die Ballade vom Rittersporn
Ein Gedicht von
Magda Förster
Im Garten stand Prinz Rittersporn
sehr hoch und stolz und blau und vorn.
Ihm schmiegt sich keusch bis an den Bauch
ein rosa Margeritenstrauch
und grüne edle lange Halme...
dies bracht den Stolzen auf die Palme!
Ich bin der Schönste hier inmitten,
erhaben über Margeriten
und über lächerliche Gräser,
er reckte sich, ward immer größer...
Am Nebenbeet, die weiße Lilie
(stammt auch aus vornehmer Familie)
erhebt voll Stolz die weiße Nase
und wendet sich von Dem im Grase...
doch Der schaut blau und spöttisch nur
auf diese weiße Kreatur.
Die Margeriten bebten blass,
sie liebten den Ritter - nein so etwas?
Da ringelt rasch zum Gartenpfad,
wo er ‘ne nasse Nessel trat,
Herr Ringelhold, der Wetterwurm,
verkündet stürmisch: Es kommt Sturm!
Und schon fegt‘s „Forte“ durch die Hecken
in einem fort, ‘s war zum Erschrecken -
es biegt sich Baum und Halm und Korn...
doch nicht der stolze Rittersporn,
stemmt starrköpfig seinen stolzen Stiel
dem Sturm entgegen... bis er fiel
den Margeriten in den Schoß.
Er, der so stolz und blau und groß!
Scheu säuselten die sanften Mädchen:
Kein Bast hilft mehr... kein Bindefädchen...
und bibberten und bebten sacht,
mein Gott, wer hätte das gedacht?
Die Gartenschere Zwick und Zwack
schnitt ihm den Lebensfaden ab.
Da lag er nun, dahin gemäht.
Ja, die Erkenntnis kam zu spät,
denn Hochmut kommt stets vor dem Fall,
so ist es all und überall.
Die Lilie aber, einst im Wappen,
schaut starr auf schlappe Blätterlappen
des tief gefallnen Rittersporn,
der ihr lange schon ein Dorn
im Auge war.
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