Der Zug, der nur in eine Richtung fährt
Ein Gedicht von
Nico Fender
Ich sitze in einem Zug der niemals
ankommt oder hält
und wenn sich mir einer zugesellt,
weiß ich, auch er wird für immer bleiben,
ewig sitzen wir und schweigen,
ehe ich einen Blick in die Gänge wage
und mich wahrscheinlich dann wieder frage,
was die Menschen zu dieser ewigen Reise bewegt:
Den mageren Mann, der gerade noch lebt,
den Krieger, der nur noch hat ein Bein,
die Kinder, die nach ihren Eltern schreien.
den feinen Herren, den das überhaupt nicht schert,
den Irren, der in der Ecke kauert und wimmert,
den Priester, der seinen Gott lobet und preiset
und den gemeinen Herr von Welten,
der unter dem ganzen Lärm wohl leidet?
Und nicht zuletzt ich selbst,
was mache ich hier überhaupt!?
Habe ich Trottel denn gedacht bzw. geglaubt,
dass ich hier antworten finde,
dass ich irgendwann am Ziel bin, aussteige und
verschwinde???
Nun schaue ich ihn an: Meinen Gegenüber
und mir ist, als schaue er die ganze Zeit auch schon rüber.
Er lächelt sanft, doch ich weiß, er ist müde,
die Haut schneeweiß, die Augen trübe.
So verbirgt er, lässt es, wie es scheint
ein Mann einsam vor dem Spiegel weint
hungert und kämpft, schreit und ignoriert, glaubt
und begehrt.
Alle sitzen im Zug, der nur in eine Richtung fährt
und Keiner stellt die einzig wichtige Frage:
Was nur läuft hier verkehrt!?
N.Fender
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