Das Wandermusikerlied des 18. Jahrhunderts

Ein Gedicht von Christian Penz
Ich verließ mit Freude mein Elternhaus
Und zog in die große, weite Welt hinaus
Die Laute war stehts als Partnerin mit
Und folgte mir auf Schritt und Tritt
Frankreich war mein erstes Ziel
Doch von Reichtum sah in nicht sehr viel
Das Volk stand nahe dem Hungerstod
Hatten sie nicht mal Geld für ein Laib Brot

Ich reise weiter von Land zu Land
Mit meiner Laute in der Hand
Rucksack, Proviant und gesundes Bein
Mehr brauch ich nicht, um glücklich zu sein

Ich blieb noch etwas in Paris
Bis ich es nach Versailles verließ
Dort hatte der Adel ihren Thron
Und kannten nicht das Wort Inflation
Sie feierten immer ein prunkvolles Fest
Und gaben Steuern aus, bis zum letzten Rest
Für das Leid des Volkes hatten sie kein Ohr
Worauf nach Jahrzehnte jeder den Kopf verlor

Ich reise weiter von Land zu Land
Mit meiner Laute in der Hand
Rucksack, Proviant und gesundes Bein
Mehr brauch ich nicht, um glücklich zu sein

„Bleibt jetzt stehen und habt nun acht“
Schrie mich ein Soldat an, in der Nacht
Er war mit vielen bunten Orden dekoriert
Ich war ins Land der Preußen hinein spaziert
Ich wollte ihn zum Lächeln bringen
Und begann ein zotiges Lied zu singen
Er reagierte doch ein wenig barsch
Schlug mich mit dem Stock aus seinem Arsch

Ich reise weiter von Land zu Land
Mit meiner Laute in der Hand
Rucksack, Proviant und gesundes Bein
Mehr brauch ich nicht, um glücklich zu sein

Mein Weg führte mich nach Osten
Meine Laute begann schon zu frosten
Ein bärtiger Mann sagte „Oh moy drug“
Wobei er mir auf die Schulter schlug
Ich sagte, dass ich am erfrieren bin
Er hielt mir ein Glas klares Wasser hin
Ich trank es gleich in einem Zuge leer
Was danach kam, weiß ich leider nicht mehr

Ich reise weiter von Land zu Land
Mit meiner Laute in der Hand
Rucksack, Proviant und gesundes Bein
Mehr brauch ich nicht, um glücklich zu sein

Ich kam dann an einen Bauernhof
Der Gutsherr behandelte die Bauern schroff
Er behandelte sie als sein Eigentum
Es hatte was mit Leibeigenschaft zu tun
Ich fragte ihm, was das bitte sei
Sind denn nicht alle Menschen frei?
"Mit Erde im Gesicht und auf dem Bein
Sieht er doch auch aus wie ein Negerlein"

Ich reise weiter von Land zu Land
Mit meiner Laute in der Hand
Rucksack, Proviant und gesundes Bein
Mehr brauch ich nicht, um glücklich zu sein

Ich kehrte wieder nach Hause zurück
Und wusste nun von meinem großen Glück
Hier war jeder Mensch noch etwas wert
Es gab immer warmes Essen auf dem Herd
Der Wind bläst den Waldduft mit sich mit
Ein Schluck aus dem Gebirgsbach hält mich fit
Denn nur hier allein fühl ich mich wohl
In meinem schönen Heimatland Tirol

Ich reise nichtmehr von Land zu Land
Ich halt meine Laute in der Hand
Berge, die Flüsse und diese Leut
Mehr brauch ich nicht zur Glückseligkeit.

Informationen zum Gedicht: Das Wandermusikerlied des 18. Jahrhunderts

75 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
18.09.2022
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige