Der Vorhang vorgezogen
Ein Gedicht von
Roman Herberth
Die Welt ist still. Ihr Vorhang vorgezogen.
Im süßen Schlummer liegt das Himmelbett.
Noch tagt kein Streit, man ist sich noch gewogen.
Die Sonne dringt nur bis ans Fensterbrett.
Was wichtig scheint, das hat noch nicht begonnen.
Bald wird ein Bademantel Runden dreh'n.
Die Sonne darf dann in die Küche sonnen.
Denn jeder Rollo pflegt jetzt aufzugeh'n.
Der Kaffee röchelt schon in der Maschine.
Geköpft wird nun ein abgeschrecktes Ei.
Und 'ausgequetscht' wird eine Apfelsine.
Und Milch vermengt man mit dem Haferbrei.
Man ist gestärkt, und wach sind alle Sinne.
Das Frühstück hat man festlich zelebriert.
Man sitzt am Tisch und hält ein Weilchen inne,
bevor man dann die weite Welt studiert.
Ganz kurz denkt man an seinen Brötchengeber,
der heute nur an zweiter Stelle steht.
Verscheucht wird jede Laus auf unsrer Leber,
man faltet kurz die Hände zum Gebet.
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