Der Grabschänder

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
-Fiktion -

Er klaut Grabschmuck,
Bronzestatuen, Heiligenfiguren, Engel,
Blumengebinde, Tannenzweige, Kränze,
Pflanzschalen, Vasen, Grablaternen.
Er reißt Blumen raus, zertritt sie,
schüttet Herbizide auf Pflanzen,
sägt Grabkreuze an oder setzt sie in Brand,
mitunter sägt er sogar Bäumchen an.
Er uriniert und spuckt auf Gräber,
gräbt Kothaufen unter die Graberde,
legt Rattenkadaver, geköpfte Mäuse ab.
Er beschmiert Grabsteine
mit aufgesprühten Hakenkreuzen.
Während er sein Unwesen treibt,
lässt er dem aufgestauten Hass
auf alles und jedem freien Lauf.
Hämisch grinsend ergötzt er sich
an der Störung der Totenruhe
und findet, zumindest für eine Weile,
eine Art Entlastung und Befriedigung,
die an einen Wahn grenzt.

Informationen zum Gedicht: Der Grabschänder

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22.01.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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