Der Erlkönig (fiskalisch)

Ein Gedicht von Sepp Höltschl
Wer reitet so spät noch über den Rhein?
Ein Steuerflüchtling sucht Liechtenstein.
Er schindet das Pferd und ihn reut nicht die Zeit,
er bringt seine Kohle in Sicherheit.

Du Reiter, was birgst Du so bang dein Gesicht?
Ja siehst du denn diesen Zöllner dort nicht?
Bei dem Wort ‚Zoll’, da erfüllt’s ihn mit grausen,
er blickt in die Ferne, denn er sucht Schaffhausen.

Du lieber Reiter, komm her zu mir!
Gar schöne Spiele, spiel ich mit dir.
Ich suche die Noten in deinem Gewand,
bin sicher da findet man so allerhand.

Ach Zöllner, mein Zöllner, ja weißt du denn nicht,
was Liechtenstein mir für Zinsen verspricht?
Willst feiner Schmuggler du mit mir geh’n?
Jetzt woll’n wir mal nach dem Ersparten seh’n.

Oh Jammer und Elend, welch schrecklicher Ort,
der Zöllner, der nimmt ihm den Notgroschen fort.
Er liebt dich, ihn reizt halt dein schönes Gehalt,
und bist du nicht willig, so braucht er Gewalt.

Dann reitet er heim in die Villa am See,
und danach wird er Mitglied in der FDP,
nun reitet er nicht mehr durch Wind und durch Nacht,
denn das wird jetzt viel raffinierter gemacht.

Informationen zum Gedicht: Der Erlkönig (fiskalisch)

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29.06.2012
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