Das Mauerblümchen

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
- Fiktion -

Erster Akt

Sie wirkt scheu wie ein Reh
und leidet an Herzweh,
kein Mann sie beachtet,
liebevoll betrachtet,
"Mann" durch sie hindurch guckt,
sie Tränen herunterschluckt,
zieht sich völlig zurück,
auf sie wartet kein Glück,
ihre Unsichtbarkeit
verstärkt seelisches Leid.

Zweiter Akt

Jahre gehen ins Land,
keiner um ihre Hand
anhält, sie bleibt allein -
erfüllt von Scham und Pein
vergräbt sie sich erst recht,
fühlt sich wertlos und schlecht,
das Leben zieht vorbei -
im grauen Einerlei
hat Freude keinen Platz,
so gänzlich ohne Schatz.

Dritter Akt

Vereinsamt sie verstarb,
nicht einer sie umwarb,
Leben blieb außen vor
bis sie durchschritt das Tor
zur Ewigkeit empor,
Licht brach aus ihr hervor,
sie leuchtete wie ein Stern
in ihrem göttlichen Kern.

Schlussakt

Mauerblümchen, farbenfroh,
rote Rosen, ebenso,
auf ihrem Grab blühen,
Lebensfreude versprühen.

Informationen zum Gedicht: Das Mauerblümchen

20 mal gelesen
23.08.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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