Darf ich wütend sein?
Ein Gedicht von
Nico Fender
Abendbrot, ich schaue dabei politisches Kabarett.
Wie paradox, denke ich am Ende.
Alles Lachen macht der Ärger wett,
wenn ich den Tag mit Schlaf beende
und mir klar wird, wie grausam diese Welt doch ist,
mir klar wird - ich habe Teil daran,
wenn der Geist erschlafft, der Kopf vergisst
und ein jeder es genauso kann
genauso kann wie ich, den Ärger runterschlucken,
sich lieber in der Breiten Masse ducken
und wünschen man würde in dieser Sache unsichtbar,
als mache er seinesgleichen klar -
Dass Menschengruppen, hier bei uns, diskriminiert,
Dass Ungleichheit weiter bleibt bestehen.
Dass Diäten steigen, das Handwerk verliert.
Wir in unseren Misstrauen nicht mehr das gute im Menschen sehen.
Ich bin wütend, wenn sie über Löhne von 1,30€ die Stunde reden,
die Mitarbeiter aus "Behindertenwerkstätten" bekommen.
bin wütend, denn sie wollen nicht, dass ihre Kinder mit "Behinderten" sich abgeben.
bin wütend, wie egoistisch, wie unmoralisch, wie voreingenommen...
Doch der geschlossene Mund enttarnt das Geschwätz
Die untätige Hand zeugt nicht von Heldentat.
Das Leben geht weiter und ich schätz,
was keiner richtig sagen mag:
Denn empört schalte ich den TV doch aus und wieder ein.
Zustimmend lache ich vielleicht und applaudiere.
Darf ich in diesen Fall überhaupt wütend sein,
wenn ich in solcher Untat das alles akzeptiere?
N.Fender
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