Brille

Ein Gedicht von Hans Witteborg
Der Arm zu kurz, Pupille angestrengt,
der Text verschwimmt, wie auf dem Teich die Wellen,
bevor du dir die Schulter ausgerenkt,
versuchst du es zunächst im Hellen.
Hier kannst du hin und her nur spekulieren,
du kommst an der Erkenntnis nicht vorüber
und musst die Nerven nicht verlieren,
im Alter wird der Blick wohl trüber.
Zum Lesen, denkst du, brauchen viele eine Brille,
das ist vorüber gehend – kannst dich überwinden,
die setzt man auf, verschämt in aller Stille,
ansonsten lässt du heimlich sie verschwinden.
Mit dem Gedanken gehst du zu dem Sehtest hin,
der Augenarzt ist freundlich und korrekt,
du hast nichts Böses mehr im Sinn,
bis dass er Glas auf Glas in Apparate steckt.
Verwirrt erkennst du, dass du nichts erkennst-
die Brille hoch von Nöten ist
und du dich nicht noch mal verrennst,
nur weil du furchtbar eitel bist.
Doch darauf leistest du Verzicht,
weil die Erkenntnis dich erreicht,
dass Einsicht – kommt zu spät sie nicht-
den Sturkopf überzeugt – vielleicht!

Informationen zum Gedicht: Brille

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12.05.2012
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