Annette von der Supermarkttoilette
Der Mensch, egal, ob dort, ob hier
lebt von Brause, Sekt und Bier.
Und der Inhaltsstoff muss sein,
Zucker, Hopfen oder Wein.
Nur wenige Durstige so tief sinken,
dass sie reines Leitungswasser trinken.
Aber alle beachten beim Getränke fassen
schon das spätere Wasser lassen.
Man kann auf der Straße trinken und essen
und sogar seinen Müll vergessen.
Aber man darf weder im Dunkeln noch im Hellen
eine Stange Wasser in die Ecke stellen.
Als man einst die Leitungen verlegte,
so mancher Architekt sich regte.
Sie schufen Häuschen erster Wahl
für des Menschen letzte Qual.
Hervor ragend wie der Weisheitszahn
oder unterirdisch als leise U-Bahn.
Transportabel oder gemauert,
hat man gestanden oder gekauert.
Hat schließlich einen Groschen berappt
oder zwei, wenn alles geklappt.
Den Damen verrat ich vom Zielen,
die Herren konnten sogar Fußball spielen.
Das Papier hatte verschiedene Güten,
leicht wie ein Tempo oder steif wie die Tüten.
Wasser und Handtuch waren ein Wunder,
elektrisch getrocknet oder feuchter Plunder.
Selbst die Lappen aus Papier
sind nicht gerade die schönste Zier.
Um die Sache etwas aufzuhellen,
ließ manch Rathaus neue Toiletten aufstellen.
Im Dunkeln die passende Münze suchen,
wer keine find, kann nur noch fluchen.
Drinnen ist zwar alles ganz modern,
doch dort sitzen Leute vom anderen Stern.
Drum gibt es im Supermarkt eine Toilette,
dort regiere ich, die kleine Annette.
Ich fülle Papier und schrubbe Becken,
muss dabei auch mal jemand wecken.
Manche sich nicht an den Automaten wagen,
denn dort gibt’s Sachen zum Spielen und Tragen.
Schon Vespasian sagte: „Geld stinkt nicht!“
und machte das Bezahlen zur Pflicht.
Heute tun sich die Germanen damit schwer
und mein Teller bleibt oft leer.
Doch ohne mich gäb‘ s manche Chose
In Form der nassgemachten Hose.
25.08.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
Das könnte Sie auch interessieren