Anaktoria

Ein Gedicht von Hihö
(frei nach Sappho)


Mancher sagt: „Das Allerschönste sei ein Wagenheer
auf schwarzer Erde oder Flottensegel im blauen Meer.“
Mancher sagt: „Das Fußvolk sei’s, das aneinanderstiebt.“
Ich jedoch – ich sage: „Es ist das nur, was man liebt!“

Leicht ist’s, dies jemandem klar zu machen.
Ließ Helena doch, die Schönste aller, mit frohem Lachen
ihren Gatten und die Tochter einst zurück
und suchte fern in Troja neu der Liebe Glück.

Vergaß die lieben Eltern, stieg ins Boot
nicht beachtend, daß auch Unheil droht,
Paris nach, dessen Kühnheit sie gerührt.
Ja, durch die Liebe floh sie, gern entführt.
*

In Götterhänden wird das Herz wie feuchter Ton.
Jeder Wille, jeder Gedanke fügsam in der Götter Fron.
*

So gedenk ich lieber Anaktoria, die mir einst gut.
Gedenke ihrem holden Schreiten in der Sonne Glut
und des Lichtes Spiel auf ihrem blanken Antlitz
mehr, als an der tapfren Krieger fernen Waffenblitz.


Copyright © da Hihö
2013

Informationen zum Gedicht: Anaktoria

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11.11.2023
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