Als der Opa 10-mal nickte

Ein Gedicht von Horst Hesche
Bei Oma Waltraud gibt's heut Fisch
und Opa Horst sitzt schon am Küchentisch
und nickt.
Da ruft die kleine Evi: "Oma guck doch mal!
Der liebe Opa, dein Gemahl,
der nickt!"
"Ach meine Kleene!
Der ist jetzt ganz für sich alleene.
Das ist gewöhnlich seine Pose.
Der macht mal wieder Selbsthypnose.
Er meditiert, sucht innerliche Ruhe
und unterlässt jedwedes unnützes Getue.
Er muss sich tief entspannen,
Gedanken und Gefühle fest verbannen.
Von eins bis zehn gibt er das Zeichen,
um tief Entspannung zu erreichen.
Bei jeder Stufe, die ihm glückt,
der Opa immer kräftig nickt."
Bei Stufe zehn war er im Trance,
verlor den Halt und die Balance.
Er nickte noch bei Stufe zehn,
da war das Unglück dann geschehn.
Der Unterkiefer schlug hart auf.
Der Küchentisch zerbrach darauf.
Und Evchen rief: "Da sind drei Zähne,
so lange, gelbe und so schöne!"
Der Opa war noch nicht soweit,
war noch im Trance und brauchte Zeit.
Und als er dann bei Sinnen war,
da sagte er ganz klipp und klar:
" Mein kleiner, süßer Fratz,
die Zähne sind vom Zahnersatz!"
Die kleb' ich jetzt gleich wieder an,
damit man mich erkennen kann
nach der verkorksten Hypno-Übung
mit temporärer Sinnestrübung."

Informationen zum Gedicht: Als der Opa 10-mal nickte

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01.08.2017
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Horst Hesche) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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