Osterfeuer im Spreewald

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Wie jedes Jahr plant man auch heuer
in jedem Dorf ein Osterfeuer.
Was an Astholz sonst vergammelt,
man zum Osterfeuer sammelt.
Bretter, die das Haus verschandelt,
weil sie einstmals nicht behandelt.

Reisig kann man wie einst in alten Tagen
schadlos auf dem Rücken tragen.
Auch Äste, die der Sturm gebrochen,
als er wütete vor vielen Wochen.
Kinderbänke, die brechend zerfetzt,
weil sich die Großen draufgesetzt.

Stützen von den jungen Bäumen,
die den Weg zum Friedhof säumen.
Sträucher- und auch Heckenschnitt
bringen doch die meisten mit.
Man traut seinen Augen kaum,
zu Ostern noch ein Weihnachtsbaum.

Der lose Haufen, der da aufgeschichtet,
wird mit der Baggerschaufel verdichtet.
Bis der Haufen ist zum Anzünden bereit,
vergehen mindestens zwei Tage Zeit.
Das ist nach altem Spreewälder Brauch
die Zeit der Jugend für heimlichen Rauch.


Zwei Tage und vor allem eine Nacht
wird der Zackenhaufen stark bewacht.
Von den älteren Jungs ganz offiziell,
doch auch Mädels sind zur Stell.
Es gibt Bier, Romantik, kleine Feuer,
selbst belegte Brote sind nicht teuer.

Egal was die Jugend dort macht,
Hauptsache sie gibt aufs Brenngut acht.
Schimpf und Schande für ein Jahr,
wenn die Nachbarjugend erfolgreich war,
wenn der Haufen in Flammen steht
und das Osterfest ohne Feuer vergeht.

Wir hoffen, dass das nicht passiert
und das Feuer den wärmt, der friert.
Früher las man laut die Bibelstelle,
jetzt denkt man nur an Bockwurst mit Pelle.
Der alte Brauch wird nicht gebrochen,
glüht die Asche, wird nach Hause gekrochen.

16.04.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Osterfeuer im Spreewald

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16.04.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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