Der Bauernmarkt

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Heut ward der Kaffee mir versaut,
denn es wurde morgens gleich sehr laut.
„Heut ist Waschtag“ sprach mein Weib,
„da brauche ich keinen Zeitvertreib.

Nimm den Korb, samt Zettel und Geld
und dann räume hier das Feld.
In der Stadt der Bauernmarkt wartet,
dass endlich dein Fahrrad startet.“

Am Kirchturm lichtete sich die Nebelfront
und die Sonne erhellte den Horizont.
Gepackte Hänger und Kofferräume,
Stimmengewirr und Standortträume.

Junge Männer, reife Weiber,
alte Zausel, hübsche Leiber.
Mühsam verteilten sie bis zum Rand,
das was sie boten, an ihrem Stand.

Blumen, Kräuter, Obst, Gemüse,
der Vertreter mit der Staubsaugerdüse.
Spielzeug, Messer, Obstbaumstämmchen,
selten mal ein Ziegenlämmchen.

Gardinen, Hüte, Krimskramssachen,
vielen Käufern Freude machen.
Regenschirme im Karton als Haufen
gibt es bei Sonnenschein zu kaufen.

Nächstes Mal regnet es unterdessen
und die Schirme sind dann vergessen.
Sägespäne und gehacktes Holz
priesen junge Frauen ganz stolz.

Kartoffeln und Rüben, von Feld und Garten
hier auf ihre Käufer warten.
An einem Stand, für Haustiere ganz neu,
gab es kleine Bunde Stroh und Heu.

Kürbis gibt es nicht nur zu Halloween,
damit ihm Grusel Gesichter verlieh‘ n.
Viele zeigen mit dem Schnitzen,
dass sie das teure Buntmesser besitzen.

Nebenan war gleich die saure Ecke,
die ich von weitem schon entdecke.
Wenn sie nicht entführt von Schurken,
sind in den hellen Fässern Essiggurken.

Essig ist nur der Oberbegriff,
denn es gibt viele Sorten mit Pfiff.
Süß und würzig , salzig, sauer,
für den Bürger und den Bauer.

Liebesschmöker, Kunst oder Schund,
das Titelblatt zeigte Mund an Mund.
Neben dem Bäcker mit Steinofenbroten
hörte man Bananen-Rudis laute Zoten.

Der Imker zeigte Schleier und Spritze,
dafür war sein Honig einsame Spitze.
Damit unsere Nägel nicht einsam rosten,
mussten wir vom Met mehrmals kosten.

Einer Frau war oft ihr Mann zu still,
drum kaufte sie ihm ein Bündchen Dill.
Bei einer Frau in dem schweren Rock
gab es verbilligte Eier, gleich im Schock.

Gerupfte Gänse, Enten, Hühner, Tauben,
manch Angebot wollt ich kaum glauben.
Mein Korb war voll, der Zettel abgehakt,
da bin ich froh nach Haus gestakt.

30.01.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Bauernmarkt

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14.02.2015
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