Der Zauberer
Ein Gedicht von
Ralph Bruse
Er saß auf jener Bank im Hafen,
beinah reglos, doch nicht stumm.
Die Augen zu, als würd´ er schlafen,
weh'n leise seine Worte um.
Das wirre Haar hob sich im Wind.
Hoch aufgestellt der Kragen,
vernimmt man Silben, wie vom Kind;
hört sich der Mann bald sagen:
> Du hast die Liebste nicht beschützt,
auch die kleine Tochter nicht.
Wem das verdammte Leben nützt,
allein und ohne beider Licht?! <
Sie fuhren einst zu dritt im Boot.
Ringsum das rauhe Meer.
Dann waren zwei im Sturme tot.
Nur ihn warf es hierher.
2.
Stunden rannen hin, zur Nacht,
die keine Klarheit bringen.
Er hörte jemanden, der lacht
und eine Melodie erklingen...
...So nah, so greifbar und vertraut
zog es ihn durch das Dunkel -
weg vom Ort. Wohin er schaut:
zunächst nur flirrendes Gefunkel.
Doch dann wird aus der Sehnsuchtskraft
nur Wahrheit, die kein Schein erschafft...
Da saßen drei in einem Boot.
Sie fuhren unter gutem Stern
ins Nachtblau aus dem Abendrot,
und aller Sorgen fern.
Er sah die Liebste, sah das Kind.
Hielt beide fest im Arm.
Der Fischerkahn glitt hin, im Wind,
ganz gleich, woher der kam.
Sie spielten lachend Räuberleiter
und fingen Sternenregen.
Sie trieben ab und immer weiter...
...Bis das erste Morgenlicht,
all seine Zauberkraft zerbricht.
Und der Mann von jener Bank,
geht tief gebeugt den Heimweg lang.
(c) Ralph Bruse