62. Eintrag von
Hihö
13.11.2020 um 20:31
Hallo Franz, ich lese viel, schreibe aber nicht so gern Kommentare.
Nach einem Lungenkollaps und einem darauffolgenden Herzinfarkt – ich klappte 2018 (Gott sei’s gedankt) zufällig in einer Apotheke, zusammen – wurde sofort operiert und erhole ich mich nun nach einer 4-wöchigen REHA langsam wieder.
Da du ja so viele Gedichte über das Trucker-Leben schreibst, sende und widme ich Dir nun die etwas zurückliegende Tagebucheintragung - „Gedanke des Tages“
Liebe Grüße ...da Hihö
Aus Hihös Digital-Bibliothek,
genannt: „Hihös Digithek“
Truckerleben
(Dem Franz Jarek gewidmet)
Monoton schlingen die Reifen
Meile um Meile in sich hinein,
endlos scheinen Mittelstreifen.
Er schaltet Funk und Radio ein.
Was ist es? Die Fremde? Die Ferne?
Ach er wüßte es nur allzu gerne,
warum er sich der Einsamkeit stellt.
Sicherlich nicht um’s schnöde Geld!
In den Trucks, modern und nett
mit Navi, Funk und Doppelbett,
als einzigen und wahren Grund;
des Chefs Konten bleiben gesund.
Wo ist das Leben, wo die Freiheit
eng sind Liefertermine und Zeit,
und die Ware stets tonnenschwer
drängt ihn zur Eile täglich mehr.
Ach, der Lohn für die Schinderei
und die Debatten mit der Polizei,
denn ihnen scheint seine Hast egal,
kassieren gnadenlos und pauschal.
Gehen die Parkplätze dann über,
sind auch seine Lenkzeiten ‘rüber
und per CB-Funk gibt’s nur Groll:
„Achtung Stau! Straßen sind voll!“
Tage später, am Ziel, an Rampe acht
entladen wird seine kostbare Fracht.
Er aber hat schon dem Boss berichtet
was man neu in den Truck geschlichtet.
UND:
Bald schon fressen wieder die Reifen
die endlos scheinende Mittelstreifen
Meile um Meile bis nichts mehr geht.
Stau!! Stop!! Die Weiterfahrt steht.
Derweilen Frau und Kinder ersehnen
ihn daheim mit stillen leisen Tränen
und wünschten ihn nach Haus zurück
zum erhofften vollen Familienglück.
Copyright © da Hihö
Mai 1995 (Flughafen Borispol, Kiew)
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Dein ehemaliger Trucker-Kollege
Reinhold Hinterhölzl, ... da Hihö aus Österreich
Liebe Grüße ...da Hihö