Wir kannten uns erst kurze Zeit
und hatten uns noch nie gesehen.
Doch schien bereits seit Ewigkeit
die neue Freundschaft zu bestehen.
So schilderten am ersten Tag
wir uns dieses Gefühl.
Wer einen Fremden sofort mag,
sieht ihn gar im Gewühl.
Für harte Jungs nicht ganz die Norm:
der erste Anruf war sehr lang.
Wir liefen auf zu höchster Form
beim Thema „Wein, Weib und Gesang“.
Der Siggi war kein Kostverächter,
was ebenso uns Zwei verband.
Und auch als kühner Freiheitsfechter
von uns ein Jeder sich verstand.
Man lachte viel und schrieb sich später
sogar Privates von den Seelen.
Denn beide haßten wir Verräter,
die gnadenlos Vertrauen stehlen.
Wenn auch entfernt ein Jeder wohnte,
stand plötzlich man sich dennoch nah.
Daß diese neue Freundschaft lohnte,
war beiden augenblicklich klar.
Man plante, bald sich zu besuchen,
daß niemals breche der Kontakt.
Gemeinsam feiern, lachen, fluchen –
ein Freundschaftsbund, ein Männerpakt.
Sein Veto gegen diese Pläne
legte der Tod ganz plötzlich ein:
Und wert ist Siggi jede Träne,
die ich iin Versen um ihn wein’.
Mein Freund starb plötzlich Jahresende
und niemand weiß so recht, wie’s kam.
Er schien so kräftig und behende
und weder alt, noch krank, noch lahm.
Für Siggi trage ich nun Trauer,
obwohl wir uns noch nie geseh’n.
Die Erde ohne ihn – zwar grauer –
dreht weiter, als wär' nichts geschehen!
© Micha Schneider