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Gedichte über Träume - Seite 127


Rostet alte Liebe nicht?

Manchmal frage ich mich:
Rostet alte Liebe nicht?
Und nach diesem wunder-, wunderschönen Telefonat mit Dir
habe ich mich wieder gefragt:
Rostet alte Liebe nicht?
Ja, ich glaube, ich habe Dich geliebt,
habe Dich wirklich geliebt, Marianne,
war verliebt, verträumt, verschüchtert,
naiv, ängstlich, unsicher und unerfahren,
aber ich habe Dich geliebt

Und heute?
Nach über 20 Jahren dieser Anruf,
diese Nähe und Vertrautheit miteinander,
diese Intimität und diese Freude über eine
Wiederbegegnung der besonderen Art,
ein ungewöhnlich schönes Vergnügen,
Dir so zu begegnen, begegnen zu dürfen
nach all dieser Zeit

Wir haben alte Zeiten wieder aufleben lassen,
Du konntest Dich an Einzelheiten erinnern:
Wir haben auf Deinem Bett gelegen
und Musik gehört: Pink Floyd oder Vangelis,
vielleicht auch beides, ich weiß es nicht mehr,
Du hast Dich daran erinnert!
Erzählst mir, dass Du zwischendurch
das Fenster geöffnet hast, um kurz zu lüften.
Wir haben uns aneinander gekuschelt,
zart, zärtlich, und uns liebevolle Worte
ins Ohr geflüstert:
Ich habe Dich sehr lieb, habe ich gesagt.
Und Du hast geantwortet.
Ich glaube, ich liebe Dich auch ein bisschen,
hast Du gesagt.
Im Moment weiß ich nicht, was schöner ist:
Deine Antwort von damals, oder dass Du Dich auch heute
noch daran erinnerst, als wäre es gestern gewesen!

Ich fühle mich glücklich, durch Dich,
durch unsere gemeinsame Erinnerung,
schwelgen und abschweifen,
wie in einem lebendigen Traum.
Und so hieß auch meine Episode von damals,
in der ich diese schöne Erinnerung aufbewahrt habe:
Träume. Es war wie in einem Traum
und ich wusste oft nicht:
Wache ich oder träume ich?

Habe mir damals kaum vorstellen können
mit einer geliebten Freundin zu kuscheln
und ihr zärtliche Worte ins Ohr zu flüstern.
Manchmal habe ich mir sogar mehr gewünscht.
Dass wir beide wirklich zusammen gewesen wären:
Freund und Freundin, ein Pärchen eben,
aber das war irgendwie sehr weit weg für mich.
Habe geträumt, wie wir uns das erste Mal küssen,
habe geträumt, Deinen schönen Busen zu streicheln,
Dich ganz eng an mich zu drücken und Dich zu halten,
stundenlang, tagelang – unerfüllte Schülerträume.

Und heute?
Ja, heute, erzählen wir uns ganz ungeniert von diesem
wunderbaren Tag, und wie wir ihn beide genossen haben,
genossen und in lebendiger Erinnerung behalten haben.
Vielleicht träume ich auch heute noch
von zärtlichen Momenten mit Dir,
von einer innigen Umarmung, einem Kuss zum Abschied,
von einer Liebe, die niemals stirbt, ich weiß es nicht.
Wieder bin ich unsicher:
Darf ich Dir das sagen – so ganz unverblümt?
Darf ich mir das wünschen? Von Dir?
Ich möchte es Dir sagen dürfen, schreiben dürfen,
ohne dass diese Sehnsüchte sich erfüllen müssen,
das ist glaube ich das Wichtige für mich,
und natürlich auch das Schöne daran,
ich möchte meine Träume leben,
meine Phantasien beleben,
mit Dir und auch ohne Dich,
und ich möchte nicht mehr alles verschweigen müssen.

Wenn ich mich frage: Rostet alte Liebe nicht?
Dann komme ich zu dem Schluss:
Nein! Es gibt Gefühle, die überdauern 20 Jahre,
vielleicht auch eine Ewigkeit.
Nicht jede Liebe hält ewig, und viele Lieben verfallen mit der Zeit,
aber es gibt auch Lieben, die nicht rosten,
denen der Zahn der Zeit nichts anhaben kann.
Vielleicht ist unsere Liebe ja eine von diesen…

Und heute?
Heute wünsche ich mir eine Freundschaft zu Dir,
eine Freundschaft, die an Innigkeit und Nähe
den Momenten damals in Deinem Zimmer
in nichts nachsteht. Und wer weiß?
Wenn wir uns wichtig bleiben, für einander da sind,
als gute Freunde durchs Leben gehen wollen,
dann werden wir vielleicht eines Tages so weit sein,
dass Du zum 30-jährigen Abiturtreffen ein sexy Kleid anziehst
und mich einfach dorthin mitnimmst, mich abschleppst,
um Dich dort mit mir zu zeigen.
Das Schöne an Träumen ist, Marianne:
Sie dürfen wahr werden, aber sie müssen es nicht!
Das Schöne an Träumen ist das Träumen an sich!


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Träume

Träume sind Schäume
Aber Schäume sind sanft – und weich,
und sie können so anschmiegsam und zart sein,
dass man am liebsten in ihnen ertrinken möchte.
Oft möchte ich – auch
in meine-n Träumen versinken –
und nie mehr erwachen.

Neulich hatte ich einen wunderschönen Traum.
Ich möchte ihn Dir hier erzählen:
Ich träumte, dass ich zu einem netten Mädchen ging.
Wir wollten gemeinsam für Biologie üben. Wir machten es uns in ihrem Zimmer gemütlich und übten fast zwei Stunden lang, bevor wir fertig waren. Danach tranken wir Tee und ließen uns von einer geheimnisvollen Welt der Töne und Klänge in ein Reich der Phantasien entführen.
Nachdem wir den Tee getrunken hatten, lagen wir uns auf ihrem Bett gegenüber und lauschten verträumt der magischen Musik.
Jeder von uns träumte sich in seine eigene Traumwelt, bis sie auf einmal sagte: "Weißt Du was? Ich komme zu Dir." Sie erhob sich, kroch zu mir und legte sich neben mich. Ich umarmte sie, und während die Musik uns noch immer mit sanften Wogen der Zärtlichkeit umspülte, uns das Gefühl für Raum und Zeit verlieren ließ, nahm ich ihre Hand, und wir hielten uns fest.
Irgendwann stand sie auf, öffnete kurz das Fenster, und nachdem sie es wieder geschlossen hatte, kam sie zu mir zurück. Weil sie kurz gelüftet hatte, war es jetzt im Zimmer etwas kühler, und ich sagte zu ihr: "Du hast eben die kalte Luft hereingelassen, dafür musst Du mich noch ein bisschen wärmen." Sie legte ihren Kopf auf meine Brust, und wir streichelten uns zärtlich und liebevoll. Wir durchlebten diese Augenblicke, die – wie wir – nur von der verträumten Melodie umgeben waren, als ich ihr plötzlich ins Ohr flüsterte, dass ich sie sehr lieb habe. Einige Augenblicke vergingen, dann sagte sie zu mir: "Du, ich glaube, ich liebe Dich auch ein bisschen."

Das war das Schönste, was sie je zu mir gesagt hatte; etwas Schöneres hätte sie mir in dem Moment gar nicht sagen können, habe ich später gedacht. Ich hätte es ihr gerne sofort gesagt, aber mir fiel erst später auf, dass ich meine Gefühle ihr gegenüber so hätte beschreiben können. Wir lagen noch eine ganze Weile einfach so da, ließen uns von den bizarren Tönen und verzaubernden Klängen durchfließen, spürten unsere Körper, unsere Wärme, unsere Nähe, und ich fühlte mich bei ihr unheimlich geborgen.
Ich wünschte mir, die Zeit würde stehen bleiben und diese Geborgenheit würde mich nie mehr verlassen.
Irgendwann musste ich dann gehen, und da bin ich aufgewacht.

Ich war traurig darüber, dass der Traum schon zu Ende war, und gleichzeitig glücklich, ihn geträumt zu haben. Seitdem habe ich mir oft gewünscht, diesen Traum noch einmal träumen zu können. Träume sind zwar nicht ewig, aber die Erinnerung an sie bleibt für immer erhalten, wenn man es möchte. Und ich möchte diesen Traum nie vergessen, denn meine Träume helfen mir, all das zu vergessen, was nicht so schön ist wie das, was ich in diesem Traum mit Dir erlebt habe. Ich möchte viel öfter träumen können, auch, wenn ich vielleicht alles nur geträumt habe, und mein Traum gar kein Traum war.

(Für Marianne)

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Melanie

Ich kenne Dich kaum
und wünsche mir,
Dich besser kennen lernen zu dürfen
Ich sehe Dich kaum
und wünsche mir,
Dich öfter sehen zu können
Ich weiß nur:
Ich mag Dich sehr
Und so sehr ich Dich mag,
so sehr bin ich fasziniert von Dir,
von Deinem Lächeln,
Deiner Zartheit,
Deiner Stille
und Deinem Stolz.

Jeder Versuch, Dich auch nur
annähernd zu beschreiben,
muss eigentlich scheitern, denn:
Ich kenne Dich kaum.
Und so sehr ich das weiß,
so sehr möchte ich das gerne ändern,
möchte Dich gerne näher kennen lernen.

Du hast etwas an Dir,
von dem ich nicht genau weiß,
was es ist,
aber es zieht mich magisch an,
zieht mich in Deinen Bann.
Ist es der Blick in Deinen
manchmal so traurigen Augen?
Ist es Dein Schmunzeln,
das Deinen Mundwinkeln
so nette Grübchen abverlangt?
Oder ist es die Tatsache,
dass uns eine ähnliche Geschichte
ungewollte Gemeinsamkeiten
aufgezwungen hat?

Ich weiß es nicht.
Vielleicht werde ich es
auch nie erfahren.
Wie dem auch sei:
Irgendwie faszinierst Du mich
und ich fühle mich
von Dir angezogen,
von Deiner Zurückhaltung,
Deiner Eleganz.
Egal, was in Zukunft passieren mag:
Ich würde mich sehr freuen,
wenn ich Dir diese Zeilen
eines Tages einmal vorlesen dürfte.

Auch wenn es mir jetzt gelungen ist,
einen Text über Dich zu schreiben,
obwohl ich Dich im Grunde kaum kenne,
so ist mir eines sicher nicht gelungen:
Nämlich diesen Text möglichst
so zu schreiben,
dass er trotz all meiner
Sympathie für Dich
nicht gleich wie eine Liebeserklärung klingt.
Aber damit müssen wir wohl beide leben…


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