Traumfänger

Ein Gedicht von Lothar Schwalm
Weites, karges Land, Buschland,
so weit das Auge reicht,
wenige Menschen, wenige Tiere,
die sich optimal angepasst haben
an diese faszinierende Einöde
Kraniche, Krokodile, Kängurus und Koalas,
die hier beheimatet sind.
Leben als ein Teil der Natur,
Natur sein, Natur begreifen,
Natur ehren und achten,
voller Respekt für jedes Leben, jede Kreatur,
egal ob Pflanze, Tier oder Mensch.
Eine Symbiose, die aufgeht.
In, mit und inmitten der Natur leben,
sich nackt und barfuß fortbewegen,
wie die Tiere, wie die Samen,
die weite Reisen auf sich nehmen,
um sich fortzupflanzen.
Werde ich einmal in meinem Leben
nackt im Regen getanzt haben,
bevor ich sterbe?

Ich bin begeistert, fasziniert, glücklich,
bei dem Gedanken daran,
so leben zu können,
ohne jeden Besitz, ohne jede Armut,
jeden Neid, jede Eifersucht,
glücklich, aufgehoben,
beschützend und selbst beschützt,
eins sein mit allem, was mich umgibt,
eins sein mit dem Universum
und dennoch einzigartig sein
in all dieser kosmischen Energie,
die mich aus denselben Molekülen hervorgebracht hat,
wie all die andere wunderbare Natur.

Ich bin glückselig,
verschmelze mit dem Buch,
das ich gerade lese: Traumfänger
es macht mich glücklich, befreit mich,
macht mich Lachen und Weinen zugleich,
macht mich Zittern vor Ehrfurcht,
ich staune und bewundere
und bin zugleich sprachlos.
Menschen, die sich telepathisch verständigen,
die Stimme nur zum Singen benutzen,
ihren Atem dazu benutzen,
Didgeridoos zum Vibrieren zu bringen,
die mit Tieren sprechen und kommunizieren,
die jede pflanzliche und tierische Nahrung
vor dem Verzehr segnen,
die keinen Müll hinterlassen,
seit 50.000 Jahren nicht.
Sie leben in unendlicher Harmonie
und Glück mit der Natur,
sie sind Natur – geblieben,
diese wahren Menschen
des letzten Kontinents auf Erden.

Sie sammeln Träume und Visionen
mithilfe von Spinnennetzen.
Sie sind die Traumfänger.
Sie basteln kreisförmige Gebilde
und befestigen sie mit Schnüren.
Dann bestreichen sie sie mit Harzen und Ölen
und fangen dann damit ein Spinnennetz.
So entsteht ein Traumfänger.
Der Traumfänger wiederum
fängt unsere Träume ein:
Tagträume, Nachtträume,
Wachträume, Schlafträume,
andere Bewusstseinsebenen,
die ebenso wichtig und bedeutsam für uns sind.

Die Frage ist:
Wie wichtig nehmen wir sie?
Unsere Tagträume? Die Traumfänger?
Und die Menschen, die sie bauen und wertschätzen?
Geben wir ihnen eine Zukunft?
Den Tagträumen? Den Traumfängern?
Und den Menschen, die sie bauen und wertschätzen?

Es wird der Tag kommen,
an dem diese Menschen,
die wahren Menschen,
wie sie sich selbst nennen,
die Erde verlassen werden,
und mit ihnen werden wohl auch
die Traumfänger fortgehen…


ls251208

Informationen zum Gedicht: Traumfänger

4.671 mal gelesen
-
24.07.2011
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige