Gedichte Über Stille - Seite 57

Im Winter, in manch' finst'rer Nacht,
wenn Sterne silbern funkeln,
scheint gar ein Feuerwerk erwacht,
das farbig strahlt im Dunkeln.

Mal leuchtet es, wie bunte Bögen,
mal so, als ob es Blumen sind.
Dann wieder sieht es aus, als flögen
farbige Vögel hoch im Wind.

Das kunterbunte Spiel der Lichter
schon bald den ganzen Himmel füllt:
Der Menschen Kleider und Gesichter
sind wie in Buntpapier gehüllt.

Aurora borealis heißt es,
Polarlicht oder Nordlicht gar.
Ob gelbes, grünes, rotes, weißes:
Es scheint in vielen Farben da.

Dann kehrt zurück das schwarze Dunkel,
erloschen ist das Lichterspiel.
Nur noch das gold'ne Sterngefunkel
erfüllt den schwarzen Himmel still.

So bringt im Winter Nordlicht eben,
wenn Bäume kahl und Wiesen grau,
ein wenig Farb' ins triste Leben
mit seiner bunten Farbenschau!

Stets war sie für alle da,
für Kinder, Mann und Haus,
heut` mit Silber in dem Haar,
fallen ihre Kräfte aus.

Alt und müd` ist sie geworden,
ist allein, tagein, tagaus,
ihr Mann, schon längst verstorben,
die Kinder aus dem Haus.

Früher wünschte sie sich insgeheim,
ein bisschen Freizeit nur zu haben,
ein Stündchen ganz allein zu sein,
nicht immer nur durch`s Leben jagen.

Durch`s Fenster sieht sie Kinder toben,
ach, könnt`s nochmal wie früher sein
als die eigenen durch`s Haus dann stoben,
heut` sitzt sie hier so ganz allein.

Die Stille ist kaum auszuhalten,
das Laute , es kehrt nie zurück,
Zeit kann man nicht zwingend halten,
Lebenszeit vergeht so Stück für Stück.

Straßen werden menschenleer.
Stille breitet ringsumher,
ihren weiten Mantel aus,
über Wald und Feld hinaus!
Leis´ der Ruf der Nachtigall,
grau das Dämmern überall.

Alle Blümlein schlafen schon,
hell der Mond auf seinem Thron.
Ob er unsre Wege lenkt,
uns die guten Träume schenkt,
weiß nur er, nur er allein.
Silbern fällt sein matter Schein!

Friedlich wirkt der Menschen Grund,
jetzt zur späten Abendstund´.
Müde wankt der Tag zur Nacht,
hat sein Schaffenswerk vollbracht.
Nur das Lied der Nachtigall.
Gute Nacht, Euch überall!

© Hansjürgen Katzer, Mai 2002