Gedichte über die Sonne - Seite 156

Fastfrühling

Suchend geht in diesen Tagen
Der Blick lange zum Horizont,
Wo die Wälder nicht mehr klagen,
Weil kein Schnee in Wipfeln wohnt.

Fastfrühling, bedeckt von Kälte
Zeigt, dass frosteisig der See,
Doch wo Sonne schon bestellte
Eisbrüche, die frei von Schnee.

Langsam wird es wieder wärmer,
Weil Strahlung die Natur bebändert,
Fenster langsam eisblumenärmer,
Die Lande wieder grün gewändert.


©Hans Hartmut Karg
2025

*

Denn zu frühes Sonnenwärmen

Aus kältegequältem Knospenschaft
Schält sich langsam das nach oben,
Was getrieben aus tiefer Wurzelkraft
Mit der Sonne bricht aus nach droben.

Wo noch Schatten liegt, Reif und viel Weiß,
Da wird den Pflanzen das Durchbrechen verwehrt.
Doch das richtige Abwarten ist auch der Preis,
Dass geschützt dieses Aufgehen nicht erschwert.

Erst mit dem helleren Sonnenschein,
Der von Süden mächtig hierhergeworfen,
Darf das Aufbrechen auch bei den Späten sein,
Wenn die Winterkälte ganz abgeworfen.

Man sieht sie schüchtern leuchten:
Blüten, von Haarblättern geschützt,
Die immer noch mehr Sonne bräuchten,
Damit das den Nachkommen nützt.

Denn zu frühes Sonnenwärmen
Triebt die zarten Blüten recht bald aus.
Erst wenn Immen wieder schwärmen,
Öffnet die Natur ihr ganzes Wunderhaus.


©Hans Hartmut Karg
2025

*

Vorfrühlingstag

Schon die ersten zaghaften Vogelstimmen
Höre ich trotz kalter Nebelnacht.
Noch summen am Tag keine Immen,
Noch gibt’s keinerlei Blütenpracht.

Man hört sie von der Hecke her schallen
Und merkt: Ein Zwitschern geht auf,
Wo langsam die Reiffäden fallen:
Der hellere Tag nimmt seinen Lauf.

Denn jeden Tag ein wenig mehr
Fällt der Strahl aus wärmender Sonne,
Treibt den letzten Dunst vor sich her,
Beherrscht von lichtfüllender Krone.


©Hans Hartmut Karg
2025

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Die Sonne sagt:
„Ich verstehe den Spruch nicht:
‚Wo Licht ist, ist auch Schatten !‘
Wo ich bin, ist nur Licht !“

Der Schatten sagt:
„Ich verstehe den Spruch nicht:
‚Wo Licht ist, ist auch Schatten !‘
Wo ich bin, ist auch Licht !“

Die Dunkelheit sagt:
„Ich verstehe den Spruch nicht:
‚Wo Licht ist, ist auch Schatten !‘
Ich kenne keinen Schatten und kein Licht !“

*

Des Schatten
Ehegatten
ist das Leben

Geboren in der Dualität
wird Realität
zum Schattenspiel

Mit dem Ziel
und Streben
zwischen Hin und Her
eine Art Freiheit im Zwang zu erleben

In der Mitte
ist der Schatten der Dritte
zwischen verbrennendem Feuer
und vereisender Dunkelheit

Am Steuer:
Das Rad der Zeit

© jogdragoon
Bibat ex me qui potest