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Gedichte über das Schreiben - Seite 22


Wer`s glaubt ...

Hab über so manches schon öfter geschrieben
Hab dafür manch andres auch wieder verpasst
Bin leider so einiges schuldig geblieben
Hab mich mit so vielem zu selten befasst

Hab dieses erlebt und jenes ersonnen
Dann beides so trefflich zusammengefügt
Dass auch, was zunächst nur im Kopf gesponnen
Im passenden Rahmen der Wahrheit genügt

So flossen von all meinen Hirngespinsten
Wohl einige in mein Werk mit ein
Erdacht und erkoren, den schönen Künsten
Bald unverzichtbarer Teil zu sein

Denn wie oft haben grad meine Fantasien
Das Erlebte ja erst zum Leben erweckt
Der Geschichte die nötige Würze verliehen
Jene Kraft erst entfaltet, die in ihr steckt

Aber nie setzt ich meine verrückten Ideen
Oder sonst irgendein Talent dafür ein
Irgendjemandem irgendwas anzudrehen
Ohne selber davon überzeugt zu sein

Wer leichtgläubig ist, wird leicht alles glauben
Und sich, weil empfänglich für jeden Schrott
Für alles begeistern, sogar das Glauben
Und mancher sogar für den lieben Gott

Nur weil ich als Bub` noch an Engel glaubte
Und den Unsinn von der Jungfrau mit dem Kind
Geh ich ganz bestimmt nicht daher und behaupte
Auch als Mann noch, dass das Tatsachen sind
-
Wer tut so was? - Ich kenn da eine
Der ist grad jedes Mittel recht
Bei der, die ich konkret hier meine
Ist nicht einmal der Name echt

Die überzeugte Atheistin
Fängt auch schon mal das Glauben an
Und tarnt und täuscht und wird zur Christin
Und glaubt noch an den Weihnachtsmann

All das vollzieht sich unbestritten
Auf höchstem sprachlichem Niveau
Ist sie schon dafür wohlgelitten
Kommt noch hinzu, dass sie sich so

Bescheiden und natürlich präsentiert
Nur wer sie etwas kritischer beäugt
Durchschaut das Spiel, das sie hier inszeniert
Der schlichte Rest ist restlos überzeugt

Auch weil sie immer einen Weg heraus findet
Und sich dabei genauso gescheit wie geschickt
Egal wie aussichtslos es scheint, herauswindet
Und aus ganz großen Augen ganz unschuldig blickt

Unschuldig und rein ist sie, wie eine Lilie
Von der Muse geküsst, und vom Glauben beseelt
Vollkommen das Glück ihrer kleinen Familie
Also nicht, dass ich wüsst, dass ihr irgendwas fehlt

Und selbst wenn, was geht mich das überhaupt an?
Muss schließlich jeder selber sehen wo er bleibt
Es ist ihr Rachen, den sie nicht voll kriegen kann
Ihre Gier, die sie, wonach auch immer, treibt
-
Hab über so manches schon öfter geschrieben
Hab dafür manch harsche Kritik eingesteckt
Bin trotzdem ganz stur bei der Wahrheit geblieben
Hab tiefe und schreckliche Wunden geleckt

Nur, waren sie wirklich so tief, meine Wunden?
Oder spielt mein Gedächtnis mir grad einen Streich?
Oder hab ich das alles am Ende erfunden?
Und wie war das mit der Wahrheit noch gleich ?

Die Wahrheit, ich fordere sie zwar zum einen
Bei anderen ein, sogar sehr vehement
Und sitze im Glashaus und werfe mit Steinen
Und bin bei mir selber nicht sehr konsequent

Und geh jetzt auch noch her und kokettiere
Ganz peinlich dreist mit dieser meiner Fehlbarkeit
Der ich bis eben noch die ihre kritisiere
Auch darin zeigt sie ihre Überlegenheit

Und weiß sich so perfekt zu inszenieren
Und selbst von ihrer falscher Bescheidenheit
Zumindest momentan zu profitieren
Aber wie relativ sind schon Wahrheit und Zeit ...

Darum sollte sie mich auch nicht unterschätzen
Und sich mal lieber nicht zu sicher sein
Denn ich werde jetzt ganz auf die Zukunft setzen
Ich seh es nämlich überhaupt nicht ein

Ihr künftig kampflos dieses Feld zu überlassen
Weil`s hier für mich mit meinem mäßigen Talent
Eh nix zu holen gibt - das würde ihr so passen
Wie dem auch sei; von nun an bin ich Konkurrent
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