Gedichte Über Schnee - Seite 49

Still ruht die Welt im weißen Kleid,
die Parkbank träumt von Sommerzeit.
Ihr Holz, vom Frost gefangen, kalt,
erzählt Geschichten, Weise, uralt.

Kein Schritt zerbricht des Schnees Glanz,
kein Lachen mehr, kein Schatten-Tanz.
In der Stille, rein und klar,
birgt sie ein Zauber, wunderbar.

Gestern Schrei der Kinder, der Vögel Chor,
nun hüllt der Schnee sie still empor.
Ein Mantel, weich, der Kälte trotzt,
die Zeit auf ihrem Latten stoppt.

Vielleicht, so denkt sie, kommt der Tag,
wo sich ein Lächeln zu mir setzen mag.
Auf ihr verweilt, leicht und sacht,
die Kälte flieht, das Herz erwacht.

Doch jetzt, in frostig Pracht gehüllt,
ist’s nur der Schnee, der Leere füllt.
Die Parkbank wartet, knorrig und rau,
auf den Frühling, der verwandelt Schnee in Tau.

*****
Winter ist ...

wenn schöne Eisblumen die Fenster zieren,
wenn wir im Schnee spazieren geh'n
und die verschneite Landschaft fotografieren,
wenn wir im Wald auf Spurensuche geh'n,
die Kinder auf dem Eis beim Schlittschuhlaufen seh'n,
wenn wir die Zeit genießen
und nicht durch volle Einkaufsstraßen hetzen,
dem dicken Schneemann einen schicken Hut aufsetzen,
wenn Nase und Bäckchen rot sind von 'ner Schneeballschlacht,
den ganzen Tag die Wintersonne Freude macht,
wenn zugefroren sind Bach und See,
wenn ganz besonders schmeckt ein heißer Wohlfühltee,
dicke Flocken wie Schmetterlinge tanzen,
keine Kälte stört, wir Handschuh' tragen ... warme Mützen
um vor Erkältung uns zu schützen,
wir ab und zu mal auf dem Hosenboden sitzen
und beim Neuschnee schippen schwitzen,
im Schnee sich tummeln fröhliche Kinder,
"das ist Winter"

Grau waagrecht
Weiss waagrecht
Schwarz senkrecht

Schwarz senkrecht
Weiss waagrecht
Grau waagrecht

Gleich Bewegung
Von Schwarz senkrecht
Zu Schwarz senkrecht

Gleich Nähe
Von Schwarz senkrecht
Zu Schwarz senkrecht

Grau waagrecht
Weiss waagrecht
Schwarz senkrecht


© René Oberholzer