Gedichte über Reden - Seite 17

„Die Erde ist flach
Wie ein Autodach
Das sage ich dir!“
So sprach er zu mir
Daraufhin gab ich kund
„Die Erde ist doch rund“
„Wenn das so wäre“
Kam er verbal in die Quere
„müssten die Menschen von der Erde fallen“
Dabei streckte er hoch, die Handballen
„Das tun sie doch“
Dazu sprach ich noch
„Alle Regierungen dieser Welt
Habe dazu einheitlich gewählt
Die fallenden Menschen als verschwunden zu vertuschen“
Ich sah in seinem Gesicht die Erleuchtung vorbeihuschen
„Ja, jetzt wird mir langsam alles klar
Diese Behauptung ist wirklich wahr
Durch Diskussionen, die Erde sei flach
Kommen wir nur ihren Wünschen nach
Und wir sehen nicht den wahren Skandal
Fällt unsere Bevölkerung in das All
Weil die Erde eine runde Kugel ist
Aber wird mancher Mensch nicht vermisst?“
Kamen langsam die Zweifel in ihm hoch
„Sie holen doch Kopien aus einem Loch
So ersetzen sie Menschen durch ihre Art“
Mir blieb jedes Widerwort von ihm erspart
Er nickte mir nur zustimmend zu
„Ich verbreite die Wahrheit im Nu.“
So lief er dann verkündend fort
Und ich dachte so an meinem Ort
Eine Reduzierung der Menschheit
Wäre wohl nicht ganz ungescheit

Wer erzählen kann

Wer erzählen kann,
der möge die Imagination der Welt
mit seinen Worten bereichern.

Er erzähle viele Geschichten,
öffne damit unsere Vorstellungswelt
und trage zur Sinneserweiterung bei,
ganz ohne Rauschzustände,
wenn Fantasien erblühen.

Schon als Kinder
haben uns Märchen ermuntert,
dem Leben ein Urteil abzugewinnen:

Was ist noch gut, was schon böse?

Der Erzähler weitet unseren Geistreichtum
und gibt uns mehr, als wir vordem hatten.

Und doch:
Lernen müssen wir schon auch,
was Wahrheit ist und wo Manipulation beginnt,
um selbst in der Weltläufigkeit unseres Laufs
die Tatsachen ehrsam zu ergründen.



©Hans Hartmut Karg
2022

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