Gedichte über Pflanzen / Bäume - Seite 113

Abendstimmung über den Weinbergen


Der Abendhimmel protzt
mit seinen grellen Farben,
hoch oben fliegen westwärts
schwarze Raben,

die Rebstöcke stöhnen leise
unter der Last der blauen Trauben,
die Winzer können ihr Ernteglück
kaum glauben,

eine feine Süße macht sich breit,
es hält sich noch zurück die Dunkelheit,
manch Wanderer schwenkt seinen Hut
verschwunden ist die heiße Mittagsglut,

die Sonne ist schon fasst verschwunden,
sie heilt noch einige, offene Wunden,
die Kühle schwebt mit Engelsflügeln
vom tiefen Tal bis zu den Hügeln.

ganz nahe ist das Lied
der Nachtigall zu hören,
in dieser stillen Einsamkeit
kann es keinen stören,

plötzlich ein heller Glockenklang
aus der weiten Ferne,
am Himmel zeigen sich
die ersten, güldenen Sterne,

die Kirchturmuhr schlägt
zur neunten Stunde,
der Mond beginnt gemächlich
seine erste Runde…

Nachts der Regen, tags bedeckt mal Sonnenschein
Es ist, nein muß das Paradies fürs Unkraut sein!

Kaum ein Beet mit ein paar Lücken.
Vorteil hat ´s man muss sich nicht bücken
denn beispielsweise Franzosenkraut,
das hoch hinaus einem entgegen schaut.

Mit Stumpf und Stiel, der weiche Boden gibt es her
ist so das Zupfen nicht sehr schwer!
Der Name „Unkraut“ jedoch ist verpönt,
ein Beikraut ist ´s – so wird ´s verschönt.

Laßt es doch stehen – ihr Liebhaber von Pflanzen
und euch so auf der Nase herum tanzen!

Die Wechselwirkung Regen, Sonne
zwar nötig, bringt nicht immer Wonne!
Gut, wenn ´s der Frau ein Dorn im Auge,
sie klaglos es entfernt, wozu ich nicht gut tauge.
Entwickle nicht den Sorgfaltssinn,
weil ich ein deppert Mannsbild bin!