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Gedichte über Oma - Seite 17


Als die Großmutter starb

Als die Großmutter starb

Damals waren das noch andere Zeiten,
Als die Großmutter in ihrem Hause starb.
Sie musste damals noch recht lange leiden,
Womit sie glaubensmäßig ja das Seelenheil erwarb.

Als sie durch diese Futterluke ward gefallen,
Hinab auf den Betonboden der eigenen Scheuer,
Konnte der Bluterguss sich in die Seite krallen
Und ihre Schmerzen wuchsen ungeheuer.

Wahrscheinlich hatte sie etwas gebrochen,
Doch der Dorfarzt, er verordnete das Bett.
So ward ihr die Embolie ins Adernetz gekrochen,
Die so freundlich und zu mir immer so nett.

Mit acht Jahren sollte ich den Vater holen,
Doch ich kam mit meinem Fahrrad da nicht weiter:
Der November war gegen mein ausdrückliches Wollen,
So kehrte ich um, der Himmel war damals nicht heiter.

Als ich nun auf den Bauernhof zurück gekehrt,
Sah ich sie schwarz gekleidet und leis' weinen.
Der Tod hatte den Schmerz schon längst vermehrt
Und für mich war die Welt nicht mehr im Reinen.

Es gab in diesem Dorf ja noch kein Leichenhaus,
Also legte man sie in Schlafzimmer zum Ehemann,
Bis sie dann zum Begräbnis kam heraus:
Der Sarg führte den Leichenzug nun an.

Unter Glockengeläute gingen wir entlang
Die Dorfstraße, den Kilometer zur Grablege,
Wo sie mit den Posaunen und mit viel Gesang
Gebettet wurde in friedhofsnahe Hege.

Als Kind ward sie mir immer eine gute Frau,
Freute sich, wenn wir zu Besuch ankamen.
Wunderbar war sie, fleißig, alt und ziemlich grau,
Noch immer höre ich des Pfarrers Amen.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Kindheitserinnerungen

Kindheitserinnerungen

Mit dem Fahrrad so viele Sonntage
über die staubigen Straßen zu fahren,
erwartungsvoll und feiner als sonst gekleidet
dorthin radeln, wo elterliche Kindheit lag.

Auf die steinerne Ehrwürdigkeit
der uralten Brücke ging's gemächlich zu,
die uns leider nur langsam näher kam,
vorbei an den Gemäuern des Altstadels.

Und uns empfing dann auf weiträumigem Hof
das immerwährende Lächeln der Alten:
Voller Begegnungserwartung standen sie da,
bewegungslos, einladend, selig.

Die Großeltern hatten gerötetete Wangen,
gaben uns die verschafften Hände
und geleiteten uns mit gebeugtem Rücken
ins Haus, wo es fast immer nach Kuhmilch roch.

Im Sommer saßen wir meistens draußen
in der saftigen Wiese am noch sauberen Fluss,
aßen frisch gebackenes Brot und Schinken,
Der tönerne Mostkrug stand auf weißer Tischdecke.

Und die beiden Alten sahen liebevoll zu,
wenn wir uns das alles munden ließen,
aßen selten mit, hörten den Geschichten zu,
ganz eingetaucht in vergangenes Leben.

Aufmerksam brachte die Großmutter Nachschub,
wenn irgend etwas zur Neige ging,
denn es galt damals das Grundgesetz:
Niemand soll hungrig vom Tische aufstehen!

Der Großvater mit der Villiger im Mund,
die längst erloschen war,
hatte den Hund vorher angebunden,
dass der niemanden beißen kann.

Glänzenden Auges die beiden Alten,
immer noch präsent vor unseren Augen,
erinnerlich der Duft des frischen Brotes,
während hinten auf dem Hof die Kühe grasten.


©Hans Hartmut Karg
2020

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