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Gedichte über das Naturreich - Seite 189


Die Spreeballade

Die Spreeballade

Springlebendig, lieblich quillt die junge Spree,
aus ihrer Lausitz-Heimat dreifach Quelle,
durchfließt nach Norden reisend manchen See,
lebenspendend überwind`t sie jede Schwelle.

Belebend, labend Mensch und Natur,
schwinget durch Felder, Wald und Flur,
anzuschauen gar lieblich ist sie auch,
in die Havel ergießt sich dann ihr Lauf.

Einst trieb sie in Bautzen ein Wasserrad,
zu speisen viele Brunnen in der Stadt,
die Wasserrohre, gedrechselt aus Holz,
das Hebewerk war des Bürgers Stolz.

Jene, die früh in diese Idylle kamen,
sagten Spree am Berge, des Städtchens Namen.
Weißes- und Mühlenwehr, halten ihren Lauf,
ein kleines Weilchen, in ihrem Streben auf.

Einst murmelte sie durch den Schwanenteich,
nahm ihren Weg entlang des Georgenberg's,
trieb viele Räder des Tuchmacher-Handwerk's,
begradigt zum Kanal, welch übler Streich.

Am Georgenberg wuchs einst der Kirchenwein,
dort ruh‘ n schon lange der Ahnen Gebein,
Was ihr jetzt seid, das waren wir.
Was wir jetzt sind, das werdet ihr.

Am weißen Wehr, da teilt sich ihr Nass,
jetzt träg geworden von dem Aderlass,
glücklich treffen sich die ungleichen Brüder,
umschlungen an der Liebesinsel wieder.

Befreit rauscht liebliche Landschaft dahin,
auf nach Cottbus, dahin steht ihr der Sinn,
Branitzer Park und Spreewald's Inselwiesen,
hier endlich, dürfen frei ihre Wasser fließen.
Schwielochsee, Lebensraum für seltene Tiere,
schon steht sie den Berlinern vor der Türe,
langsam strebt sie zum großen Strome,
windet sich durch die Regierungszone.

So munter sie hüpfte in jungen Tagen,
muss sie im Alter das Kanalsein ertragen,
ihr Lebenslauf endet entrückt ihrem Sinn,
träge schiebt sie sich zu der Havel hin.

Könnt' uns gar viele Geschichten erzählen,
von Märchen - Feen und der Menschen-Geschick,
wie sie darben, sich in Drangsalen quälen,
in ihrem Hasten und Streben nach Glück,
von tiefen Wassern und des Lebens Lauf' s,
sind sie doch alle mit Spreewasser getauft.

Rei©Men
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Das Meer

Navigare necesse est – Seefahrt tut not

Dünung verläuft - hin zum Felsenstrand,
Wassers Lippen schmeicheln dem Sand,
Donnernd waschen Wellen felsige Rippen,
Brandung aufschäumt an rauen Klippen.

Wasser und Luft sich brausend vermischt,
Vor dem Bug hell aufschäumt die Gischt,
Ein einsames Segel eilt unter Land,
Geführt von einer sicheren Hand,
Strebt zu dem schützenden Hafen,
Schlag um Schlag gegen die Wasserwand,
Gewinnt es Meile um Meile den Kampf.

Eine Monstersee - rollende Flut droht,
Brechende Seen heben das Boot
Hoch hinauf - tragen es fort,
Schon geborgen geglaubt, ist es in Not.

Turmhoch hinauf ragen die Wogen,
Auf dem Rücken der Welle surft das Boot,
Widerstrebend gegen das Ufer gezogen,
Bevor sich Schiff und Mannschaft versehen,
Ist es schon um sie geschehen.
Die Wasser, sie rollen mit geifernden Rachen,
Reißen hinab in die tödlichen Schatten.

Der Schiffer noch hinter dem Steuer steht,
Ein stummes Gebet seine Miene bewegt,
Die rasende Welle das Schiffchen fortträgt,
Unbrauchbar das Ruder im Brausen schwebt.

Dann – gurgelnd der Kaventsmann bricht,
Das Schiffchen stürzt in die Felsen zurück,
Zerschmettert, zerbirst Stück um Stück.
Das Wasser bricht sich seine Bahn,
Bevor der Mensch sich besinnen kann,
Ein paar Wrackteile schwimmen umher,
Langsam wieder, beruhigt sich das Meer.
Es hat sein Opfer gefunden,
Das Schifflein ist verschwunden,
Als hätt man es niemals gesehen,
Als wäre es niemals geschehen.

Natur kann so grausam sein und so schön,
Seemann, du hast einen schweren Stand,
Der Feind der Seefahrt ist das Land,
Und ewig anpreien Wellen die Küste,
Gezeugt von der riesigen Wasserwüste,
Eine kurze Affäre im Zeitverbrauch,
Eine winzige Episode im Weltenlauf.

Rei©Men
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