Gedichte über Mut - Seite 120

Jedes Ende, das konserviert einen Schmerz
Überträgt sich bei einem Neuanfang aufs Herz
Und produziert unterschwellig neuen davon
Bisher gelang es, ihn zu verbannen in Isolation
Doch nun bricht der abgekapselte Schmerz auf
Er ist kaum zu ertragen - man geht fast drauf
Schwer ist es, ihn auch annehmend zu fühlen
Vergangene Dinge können einen da aufwühlen
Nur zu gern würde man das Fühlen vermeiden
Allerdings führt das dann zum ewigen Leiden
So ist das Fühlen des Schmerzes jetzt nötig
Werden manche dabei auch ziemlich krötig
So müssen wir da jetzt alle gemeinsam durch
Wahrscheinlich herrscht davor große Furcht
Aber ich glaube, wir können uns dann freuen
Werden unseren Mut dafür nicht bereuen
Die Menschheit wird nun wohl neugeboren
Als Gemeinschaft, die sich hat geschworen
Die Liebe nie wieder irgendwohin zu vertreiben
Weil wir nur mit ihr auch Menschen bleiben
Ohne ängstlich zerstörerische Gedanken
Die sich nur um unsere Vernichtung ranken

Heldenmut


Da kommt er schnurstracks daher, der kleine Mann,
Mutig, furchtlos geerdet schreitet er.
Weil er aus sich heraus das wirklich kann,
Deshalb ist er Held, Patriot, ein großer Herr.

Das war ursprünglich nicht sein Metier,
In das Leichte wurde er nicht hineingeboren:
Wäre er verantwortungsloser Witzbold ohne Weh',
Hätte er die Ernhaftigkeit längstens verloren.

Doch dann wächst er in diese Rolle hinein,
Wird unverbrüchlich Lichtgestalt von Feiheit
Und igelt sich nicht in einer Schonrolle ein,
Sondern gibt der Welt von sich Bescheid:

Schon David besiegte den Goliath,
Welcher selbst an schierer Größe leidet.
So wird Heldenmut dem Kleinen zur Tat,
Weil er jegliche Form von Verführung meidet.


©Hans Hartmut Karg
2024

*

Gipfelmomente der Unbefangenheit,
nach dem Höhepunkt kommt der Fall,
Schleudertrauma, gequetschte Glieder,
nach dem Entzünden kommt der Knall

Ein Feuerwerk unaufhaltsamer Gefühle,
Liebende geben sich lächelnd die Hand,
fahren weiter auf spiegelglatten Straßen,
ungebremst vollkommen gegen die Wand

Unwirklich scheint all das Erleben,
Worte verstummen in tiefem Schmerz,
doch die Lebensuhr tickt langsam weiter,
so auch ihr großes und liebendes Herz

Gedanken und Ängste halten gefangen,
machen alles mögliche dem Boden gleich,
Erblühendes macht der Kopf zu Nichte,
findet Einschluss im dunklen Erdenreich

Doch tot geglaubtes beginnt zu leben,
wenn Mut und Vertrauen aufersteh'n,
Wunden beginnen von selbst zu heilen,
wenn wir aus dem Aug' der Liebe seh'n