Männeremanzipation?
Auf das Geschlechte seines Lebens
War immer stolz der große Mann.
Nichts war ihm damals ja vergebens,
Weil er doch alles haben kann.
Und jene Frau an seiner Seite
Musste geben, was er wollte,
Sie ihn gar stets zum Glücke leite,
Weshalb er SIE sich frei abholte.
Immerzu sucht' er nach Frauen,
Die ihm nicht aufmüpfig sind,
Auf die blind er kann vertrauen –
Stets bereit im Morgenwind...
Frauen sollten ihn entlasten,
Sich dafür auch gar nicht schämen
Und niemals deshalb ausrasten,
Wenn er Lebenslust wird lähmen.
Sie sollt' rufen nach dem Storche,
Wünscht' er sich gar noch ein Kind.
Wenn sie ihm dann nicht gehorche,
Entzieht er Liebe ganz geschwind.
Wieso dann bei der Einen bleiben,
Wo alles gut in Frauenhand?
Zeit könnt' er sich doch vertreiben,
Weil das sein Ego entspannt.
So frag' ich den, der voll Begierde
Gar glaubt, er sei emanzipiert,
Wenn Frau ihm dient gar nur als Zierde,
Die alle Arbeiten ausführt?
Ein Mann kann emanzipiert nur sein,
Wenn er zu Zeiten rasch begreift,
Dass Liebe braucht den Sonnenschein,
Mit dem die Frauenfreiheit reift.
©Hans Hartmut Karg
2021
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