Gedichte über Liebe - Seite 2333

Wir waren doch alle per du
außer Karlchen, der sagt sie
im du steckt Vertrauen und Ruh
es gibt Leute, die wollen das nie

sie siezen sich und schaffen Distanz
halten Abstand beim fröhlichen Tanz
setzen sich auf einen hohen Sockel
sieht aus, als wären sie senile Gockel

fallen auf mit Hand in Hosentasche
reden oft auch sehr geschwollen
klar, das passt zu jeder Flasche
irgendwie ähneln sie den Qualvollen

sie krähen von oben hohles Gelaber
von Moral und sittlichem Verfall
der Normali weiß, dass ist makaber
fördert keine Liebe, nur den Knall

ein warmes du, das schafft Vertrauen
klingt echt ehrlich und nicht verlogen
passt sowohl zu Männern und Frauen
fühlst dich zu Anderen hingezogen

Menschen sind Brüder und Schwestern
voller Zuneigung und größter Liebe
sind keine Krieger, wie im Western
die anderen versetzen tödliche Hiebe


Ernestine Freifrau von Mollwitz

mageba

die Liebe ist nicht nur Gesabber
so sprach ein alter kluger Rapper
über Liebe sollte man so nicht richten
in Liedern wollte er Besseres dichten

vielleicht von Romantik im Mondschein
von Erotik und glücklich sein
von heißen Küssen in dunkler Nacht
in der kein Mädchen die Augen zu macht

von Amor dem Lausebengel
der Pfeile verschießt wie Liebesstengel
und apropos große, echte Liebe
reimt sich wohl nicht nur auf Hiebe

verpönt ist schon lange Liebesgewalt
heute kommen beide nackt in Engelsgestalt
selbst geilen Schnecken sind nicht nur Schleim
echte Liebe gehört heute in jedes Heim

Ernestine Freifrau von Mollwitz
mageba

Als wir damals noch jung waren
und nicht alt
war unsere Liebe wohl sehr heiß
gar nicht kalt
unser ganzer Reichtum war
für jeden ein Facharbeiterbrief
hatten dafür aber
stürmische Liebesgefühle sehr tief
eine eigene Wohnung
bekamen wir nicht gleich
die Eltern nach dem Krieg
waren nicht mal reich
unsere Fahrräder
die waren auch schon recht alt
trafen wir uns im November
so war es draußen kalt
in jungen Jahren
merkten wir die Kälte nie
weil wir uns liebten
vom Kopf bis zum Knie
wir hatten noch Ziele
und die Küsse waren heiß
Milliardäre, die wir sahen im Kino
waren für uns eh nur scheiß
es ist kaum zu glauben
wir haben 50 Jahre überstanden
über der Haustür
hängen dunkelgrüne Girlanden
auf die gemeinsamen Jahre
sind wir sehr stolz
wir sind halt geschnitzt
aus besserem Holz

Ernestine Freifrau von Mollwitz
mageba

Teddys Macht

Er kam als schöner Mann daher,
Hatte zu Hause einen Teddybär.
Den nahm er jeden Morgen in den Arm,
Dass sich das Schicksal seiner erbarm...

Sorgen gab es für ihn reichlich, zuhauf,
Deshalb wachte er eigentlich nur gerne auf,
Wenn die noch müde Hand das Fell erspürte
Und dies bei ihm zur Entspannung führte.

Doch er genierte sich leider gar sehr,
Denn dieses Verlangen wuchs mehr und mehr
Ihm zu mit allen weiteren Lebensjahren –
Die große Liebe hatte er noch nicht erfahren.

Zu ihm kam eines Tages ein Mann,
Der hatte es ihm plötzlich angetan.
So verliebten sich alsbald die Beiden
Und mochten vom Tag an sich herzend leiden.

Der Teddy lag morgens von nun an inmitten
Des Bettes, den wollten sie Beide jetzt hüten,
Mussten im Morgendämmer sich liebevoll nahen,
Ihn streicheln, wenn sie Beide zu ihm hinsahen.

Dann legten sie das Felltier beiseite,
Damit es ja keinerlei Schaden erleide
Und fanden zärtlich zu eig'ner Berührung –
So begann der Tag mit schönster Verführung...


©Hans Hartmut Karg
2022

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