Da sind wir nun und wissen,daß wir leben müssen.Uns bleibt
kein anderes Ding,als wie zu leben,dieweil wir sind.Wir säen,
wir ernten und wir essen,wie lange weiß niemand.Wir wissen
nicht,was wir sind,doch der Geist hat uns gewiß gesagt,daß wir
Menschen sind.Was soll ich mit dem Wissen tun?Wie einen hel-
len Morgenstern seh ich ein Licht im Geist vor meinen Augen,
und im Licht steht ein Geheimnis und ist all denen verborgen,
die dieses Leben hier auf Erden suchen.Schnell fließen die Se-
kunden vorbei wie ein Bächlein,und ich habe sie nicht gezählt.
Schnell fliegt der Wind vorbei,und ich habe nicht gehört,was er
mir sagen wollte.Aber ganz still in diesem Licht,von dem ich
sprach,dort stehen Worte von unaussprechbarer Schönheit,die
noch über keines Menschen Lippen kamen,jedoch spüren kann
ich sie.Das feine Schwingen dieser Liebeswellen berühren mei-
ne Seele und erzählen mir den Wunschtraum meines Herzens,
der sich erfüllen wird.Viel habe ich nicht verstanden,und arm
ist mein Geist,der so vieles an sich vorbeiziehen läßt und zu
träge ist,um begreifen zu wollen.Doch dieses helle Licht,dessen
Kern erfüllt ist mit unzähligen Worten,die mir sagen,was ich
will,die kann ich lesen,ohne lesen gelernt zu haben.Der Winter
ist kalt,und ich ziehe mich warm an,dieweil ich sonst friere,je-
doch die unausgesprochenen Worte im Licht bleiben.Hitze
kommt über mich,daß es schwer wird für mich,zu atmen,aber
die Worte,die im Licht stehen,bleiben.Unauslöschbare Worte,
die gesprochen sind,nicht geschrieben,aber sichtbar vor meinen
einfältigen Augen im Licht stehen,unverrückbar.Ich frage mich
noch einmal,warum ich bin,und die Sekunden fließen an mir vor-
über wie ein Bächlein,und ich habe sie nicht verstanden.Die Ta-
ge kommen und gehen,und ich habe nicht begriffen,warum ich
bin.Ich schaue auf zu diesem hellen Licht,von dem ich sprach,
und sehe gesprochene Worte,die niemand lesen kann,jedoch mit
meiner Seele eins geworden sind,und mein Herz erkennt,warum
ich bin.Ich bin für Zeit und Ewigkeit gemacht,in aller Liebe
nach Gottes Ebenbild,am Ende vollendet und vollbracht.
Herbert Rösler