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Gedichte über Katastrophen - Seite 31


Wir schaffen das schon noch

Wir schaffen das schon noch

Lasst sie alle sich bewegen
Und uns so die Kante geben,
Wenn wir weiter nur wegschauen,
Virtuell Sehnsüchte bauen.

Wir leben in den Tag hinein,
Lassen den Herrgott Herrgott sein,
Sehen an in jeder Sendung
Tierwohl, Elend – in Vollendung,

Legen Brand im Regenwald
Für Gold für Rind und Soja halt,
Wo der Sauerstoff längst geht,
Alles auf Profit nur steht.

Haben wir denn schon vergessen:
Geld, das kann doch keiner essen!
Beleben wir nicht Nachhaltigkeit,
Schwindet unsere Lebenszeit!

Überall bedroht uns Dürre,
Da helfen keine heil'gen Schwüre,
Treiben uns zur Hungerflucht,
Weil wir selber so verrucht.

Permaflost beginnt zu tauen,
Methan, Ozon kann Hitze stauen,
Dass Tiere gar im Sumpf versinken,
Wir nur mit Bildern uns verlinken.

Häuser stürzen, wo das Salz,
Den sauren Regen man am Hals,
Beton und Stahl man gar erweicht,
Das Wasser in den Keller reicht.

Im Marmarameer, da stinkt der Schleim
Und weltweit wächst so Keim um Keim,
Weil Wärme auch in Meeren steigt,
Überdüngung das Leben vergeigt.

Heuschrecken bringen uns Plagen,
Die Massen kann niemand erjagen:
Zu groß ist das Insektenheer,
Fressen sogar Sardinien leer.

Wo Menschen in Schönwelten wohnen,
Gibt es inzwischen tote Zonen,
Weil dort die Temperatur ansteigt
Und hin zur Fünfzigermarke neigt.

Selbst an Kanadas Regenküste
Besorgen Brände eine Wüste.
Dort heizt das Meer sich mächtig auf
Und Feuer hat auch seinen Lauf.

Taifune machen obdachlos
Und es scheint nun der Armen Los,
Dass sie entweder dort absterben
Oder ein Boot zur Flucht erwerben.

Wir leben in den Tag hinein,
Genießen unseren Sonnenschein
Und seh'n nicht auf die Erdwundmale,
Für die den hohen Preis man zahle.


©Hans Hartmut Karg
2021

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Do it yourself

… Ein Mensch will einen Teppich legen
des Nutzens und der Schönheit wegen.
Der alte ist total zerfleddert,
verfärbt, verrutscht, verknautscht, verheddert.
… „Do it yourself“ pflegt er zu sagen,
wer etwas will, muss etwas wagen.
“Es spart sich Ärger, Zeit und Geld,
wer keine Handwerker bestellt“.
Es schleicht sich, sagt man, wie allein,
auch ein Erfolgserlebnis ein,
das den, der Müh und Schweiß nicht scheut,
entschädigt, anspornt und erfreut.
… Die Axt erspart den Zimmermann,
besonders, wenn man zimmern kann,
und ob man´s kann, erfährt man nie
allein durch pure Theorie;
Natürlich liegt da irgendwo
auch ein gewisses Risiko.
Das heißt, Skrupel herunterschlucken
und dreimal in die Hände spucken!
… Allmählich fängt er richtig Feuer:
Heimwerkerei als Abenteuer.
Und irgendwie wird´s ihm schon glücken.
Er säbelt an den Teppichstücken,
damit die Riesenteppichmassen
im Einzelnen zusammenpassen.
Zum Glück hat er ein scharfes Messer,
je schärfer, logisch!, umso besser.
Er schneidet, glättet, klebt und drückt,
er steht teils aufrecht, teils gebückt,
er plant und fummelt, schwitzt und bangt
und sieht sich schon ans Ziel gelangt.
Er freut sich und macht Zukunftspläne,
und eitel Freude ist die Szene.
… Je mehr er fort- und vorwärtsschreitet,
wird er von Wohlgefühl begleitet.
Mit Herz und Hand ist er dabei.
Da plötzlich schrillt ein Schreckensschrei.
Blut rieselt hier und spritzt nach da.
Der Mensch ist einer Ohnmacht nah.
Am Boden liegt die Fingerkuppe
als Zusatz für die Erbsensuppe,
sofern er nicht zum Doktor geht,
der alles fein zusammennäht,
so dass er sich auf diese Art
sein Fingerspitzgefühl bewahrt.
Das dunkle, rote, warme Blut
schürt heißen Schmerz und kalte Wut,
doch Einsicht kommt, wie´s oft so geht,
sofern sie kommt, auch hier zu spät.
… Der Mensch, Verlierer und nicht Sieger,
ist wenigstens ein bisschen klüger:
Ein Stück des Fingers ist entfernt,
jedoch er hat dazugelernt.
Zuweilen wird er ja erst schlauer
durch Schreck, Verluste, Schmerz und Trauer.
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