Ein Kobold schritt längs einer Hecke.
Ihn gewahrte eine Zecke.
Die war vom Gemüte finster
und saß in einem Strauch aus Ginster.
Lüstern lechzte ihre Zunge
und in einem kühnen Sprunge
gelangt sie flugs in Wandrers Nacken.
Doch hier will sie ihn noch nicht packen.
Sie mag es lieber ganz intim,
drum wandert sie ein Stück mit ihm,
und sie wandert auch zugleich
in den nämlichen Bereich.
Der Kobold, der dort sehr sensibel,
nimmt ihr dies Benehmen übel,
er spürt sie auf, stellt sie zur Rede,
doch sie verweigert ihm jedwede
Erklärung für ihr Heimlichtun.
Dies lässt ihn wiederum nicht ruhn,
und so beteuert ihm die Teure,
es liege an der Buttersäure,
die sie schon meterweit gerochen,
weshalb der Hafer sie gestochen,
warum sie jenen Reiz verspürt,
der zum Ergebnis nun geführt,
dass blutgefüllt ihr Leib sich bläht. –
Zur Einkehr sei es nie zu spät,
meint der Kobold dann versöhnlich,
sie aber nimmt dies ganz persönlich,
und fortan kehrt sie bei ihm ein —
na, hoffentlich bei ihm allein!.
Günter Uebel, 1990