Gedichte über Humor - Seite 564

"Steter Tropfen höhlt den Stein."
's könnte auch die Leber sein.


"Hochmut kommt stets vor dem Fall."
Dieses stimmt nicht überall.
Oft ist Hochmut permament,
wie man's zur Genüge kennt.
Führe nur die Fälle an:
Esser oder Ackermann.


"Jeder seines Glückes Schmied?"
Zweifel zieht durch mein Gemüt.
Manchmal findet's garnicht statt,
weil man keinen Hammer hat.


Kluges Wort, das jedem nützt,
der in einem Glashaus sitzt:
Für den lohnt's, sich einzuschärfen,
nur hier nicht mit Steinen werfen.
Doch was soll für den der Rat,
der nur Gallensteine hat?


"All zu viel ist ungesund!"
Trifft wohl zu, gehts um den Mund.
Doch es könnte viel mehr sein
Nächstenliebe allgemein.
Menschen braucht's so wunderbar,
wie es Albert Schweitzer war.

Ein ält'rer Mime, etwas fad',
sucht beim Kollegen guten Rat:
"Ich seh ja jung aus immerhin,
obwohl ich fünfundsechzig bin.

Und durch das Erbe von der Tante
hab ich auch etwas auf der Kante.
Ich hab ein Grundstück, Gott sei dank!
Und drei Millionen auf der Bank!

Ein scharfes Girl, sie kommt aus Danzig,
und ist erst grade zweiundzwanzig -
ich sah sie neulich in der Bar,
die schlepp ich vor den Traualtar!

Vielleicht komm ich ja eher an,
wenn ich auf fünfzig machen kann?"
Der Kumpel lehnt sich leicht zurück,
und mustert ihn mit scharfem Blick.

"Ich denke mir, die Sache macht sich,
du musst nur sagen, du wärst achtzig!"

Es war für die Gäste 'ne große Erbauung,
die Braut eine reifere Maid.
Im Bayerischen Wald eine kirchliche Trauung,
es wurde ja auch langsam Zeit.

Die Mutter die zeigte am Vortag dem Mädchen,
wie macht's mit der Henne der Hahn.
Sie wuchs nämlich auf bei der Tante im Städtchen,
kein Bursch' hat ihr je was getan.

Es wurde getafelt, ein großes Gelage,
die Feier nahm ihren Verlauf.
Man war guter Stimmung, das war keine Frage,
doch dann stand die Braut erst mal auf.

Man wartet geduldig, zwei Stunden vergehen,
es dauerte schon etwas lang.
Man muss ja den Bräutigam auch mal verstehen,
doch dann nahm er sie in Empfang.

Warum blieb die Jungfrau, auch wenn ihr's nicht glaubt,
für lange Zeit erst mal verschwunden?
Sie hatte sich sorgsam herum um ihr Haupt
'nen ganz dicken Turban gebunden.

"Was du mit mir sonst machst, ist mir einerlei,
da mach ich mir weiter nichts draus.
Jedoch auf dem Kopfe die Rumpickerei -
ich sag's dir, das halt ich nicht aus!"

Beichte zur Goldenen Hochzeit
oder
Nur zwei mal


"Zur Gold-Hochzeit wird nicht gelogen,"
spricht er, "ich war fast immer treu;
doch zwei mal hab ich dich betrogen,
ich weiß schon, das ist für dich neu.

Die eine, die konnte gut singen,
sie hatt' einen schönen Sopran,
die and're konnt tanzen und springen.
Die beiden, die machten mich an!

Das war es in so vielen Jahren,
es ist auch schon sehr lange her.
Heut solltest du's endlich erfahren. -
Sonst gab's keinen Fremdenverkehr."

"Ich danke dir für deine Worte,"
sprach drauf seine Braut zart und fein -
"und bei dieser Marzipantorte:
Ich will es dir gnädig verzeih'n!

Bei mir war es ebenfalls zwei mal;
- ich hoffe, auch du wirst verzeih'n.-
Mal waren's die Herren vom Handball -
und mal die vom Fußballverein."