Mancher glaubt, dass ein dickes Ei
auch immer eine dicke Landfrau sei.
Sie würde von der Feldarbeit hinken
und durch die Stallarbeit stinken.
Dabei, es kann jeder selber schauen,
in der Stadt gibt’s viele dicke Frauen.
Mit ner Putze für den Wohnungskleister,
für den Rest nen Hochhausmeister.
Sie schwitzen meist trotz Bluse und Rock
beim Aufstieg in den ersten Stock.
Die Badewanne ist lang und schmal,
da wird das Schwimmen schnell zur Qual.
Wenn sie mit Einkauf nach Hause traben,
sind im Kartoffelsack ein Pärchen Schaben.
Kornkäfer nagen an den Fertigsuppentüten,
die sie immer noch wie ihre Schätze hüten.
Überall gibt’ s Automaten für Liebesanger,
doch manche sind jedes Jahr schwanger.
Anstelle von Schaf, Rind und Schwein
müssen es Schlangen, Ratten, Mäuse sein.
Dazu noch verfilzte Langhaarkatzen,
die Türen und Tapeten zerkratzen.
Aber auch so mancher Riesenhund
verfrisst unnütz sein tägliches Pfund.
Bei spitzen, rot lackierten Krallen
entbehrt sie, was zu Boden gefallen.
Ihre Muskeln sind lange verschrumpelt,
deshalb sie auch beim Schlafen humpelt.
Um ihre Reisekoffer zu tragen,
muss sie stets den Nachbarn fragen.
Ihre Männer lenkten stets allein,
drum hat sie keinen Führerschein.
Fliegt sie in manch südliches Badeland,
liegt sie dort wie ein Stein am Strand.
Die Männer, die dort suchend schreiten,
wollen nicht die dicken, breiten.
Und bleiben sie tatsächlich stehen,
können sie die Krampfadern sehen.
Hühner, Schweine und auch Kühe
kennt sie noch von der Tütenbrühe.
Die Landfrau ist stabil gebaut,
damit sie nicht ein Kerl umhaut.
Wobei sie gern in’ s Heu mal kriecht
und hinterher wie eine Wiese riecht.
Und sie schläft nachts sowieso
im Bett auf einem Sack voll Stroh.
Milben und was sonst noch rennt,
beim Wechseln dann im Feuer brennt.
Als der Landfrauen Kochkesseltest
gibt es jedes Jahr ein Schlachtefest.
Schweine, Schafe und auch Ziegen
in Gunst und Schlachtung vorne liegen.
Bei Kesselwurst, Eisbein und Brühe
danken wir der Landfrau für die Mühe.
29.04.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann