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Gedichte Über Gedanken - Seite 64


Das nackte Model

Vorige Woche kam ein Brief,
der mich zu den Künstlern rief.
Die Zeichner brauchten einen Mann,
der eine Stunde still sitzen kann.
Doch eines war dabei Fakt
man wollte mich splitternackt.

Sechzig Minuten sollte ich reiten,
mein Po auf einem Holzpferd gleiten.
Und nur sechs junge Damen kämen,
um vor mir ihren Platz einzunehmen.
Es sei immer noch sehr warmes Wetter
und ich wär ihr reitender Urlaubsretter.

Morgens schon in aller Frühe
stand ich unter der Dusche warmer Brühe.
Cremte, sprayte und rasierte Kopf und Haut
damit sich auch jede Dame näher traut.
Aufgeregt ich zum Friseur der Uni startete,
der zum Montag allein auf mich wartete.

Er gab den Haaren eine kurze Frisur
und schon schritt ich aufgeregt on Tour.
Während ich die Künstler von fern grüßte,
mein Körper seine Bekleidung einbüßte.
So wie der Schöpfer mich geschaffen,
ließ ich kreisend alle gaffen.
Neben mir das Holzpferd stand,
das ich etwas niedrig fand.
Eine Dame rief: „Steig auf,
aber klemm dir nicht den Lauf!“
Alles in dem Raume lachte,
während ich den Aufschwung machte.

Als ich das Pferd an den Ohren packte,
es in seinen Beinen knackte.
Die Chefin rief; „Sie sind zu dick,
das gibt doch nur ein Ungeschick!“
Die Worte waren noch nicht verhallt,
da hat es unter mir geknallt.

Das Pferd zerbrach, ich schrie vor Schmerz,
ein Holzteil stach mir in den Sterz.
Alles mir zu Hilfe eilte,
doch das Holz sich nur verkeilte.
Dass jemand den Notruf betätigt,
hat sich acht Minuten später bestätigt.

Ein Doktor und ein Krankenwagen
konnten mich mit Holz nicht tragen.
Die Feuerwehr mit Winkelschleifer
trennte mich vom Holz mit Eifer.
Man fuhr mich rasch ins Krankenhaus,
dort schnitt man sanft das Holz heraus.

Leider blieb jetzt eine Lücke,
die sehr spannt, wenn ich mich bücke.
Die Künstler haben mir versprochen,
wenn sie dürfen kommen sie gekrochen.
Ein echtes Pferd bringen sie mit,
das nicht gleich bricht in meinem Schritt.
Wir werden uns im Sekt dann ahlen
und nacktes Pferd mit Reiter malen.

15.02.2020©Wolf-Rüdiger Guthmann
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Wortstreit mit Satan

Ich hockte da im Zwielicht des Abends, ganz allein, trank langsam leer die Flasche Wein
Und als die Wanduhr Zwölfe schlug, ein Funke mit einem Knacks aus dem Kamin entsprang, der Teppich aber kein Feuer fing.
Mir stellten sich die Härchen auf, eine Präsents wie ein kalter Hauch im Nacken
Im Schwindel hob ich den schweren Kopf, wie von unsichtbarer Hand, gepackt am Schopf, es erfasste mein trüber Blick, den Vorhang der zur Seite wich
Und plötzlich stand er da im schattigen Eck
Den Mund mit dem Gewand verhüllt, gierig von seinem flammenden Blick berührt
Mir war nicht nach Gesellschaft heut, doch dieser konnte ich nicht entgehen
Zu verlockend meine Pein, vom Zweifel angelockt, dem kann er nicht widerstehen
Seht mich traurig Elend nur an! Ein grausam einfühlsamer Mann!
Ich raube und lüge, stehle und Betrüge
Mit feinen Reimen und Schmeichellein, die Köpfchen der reichsten Damen ich verwirre, und Netze aus Lügenzwirn ich spinne
Nun bin doch in guter Gesellschaft, einer der schlimmer ist, der Seelen mitsamt den Leibern Frisst
„Verschwinde! Lass mich in Ruh! Ich hör dir heut nicht mehr zu!“
-So einfach wirst du mich nicht los… deinen einzigen Freund! Der gekommen ist, weil du traurig bist
Bin ich dir nicht guter Kumpan, und kann ich dich nicht am besten verstehen?
Besser als du dich selbst kennst gar? Freunde die sich kümmern zu haben ist doch wunderbar!
„Vergrault hast du sie mir immer! Was ich auch anfing, durch dich wurde es schlimmer!“
-Nimmer! Zu guter Letzt, immer gerettet hab ich dich! Und diese Worte spuckst du mir nun ins Gesicht?
So näherte er sich, mit leichten Schritten und Schwefelgeruch, stank wie ein Fluch in der Luft
Mein Herz das wurde gespalten mir, von ihren Lippen, ihren Augen, als ich sie spürte, tief in mir, sie mein Wesen berührte
-Du willst ihr Gold, mehr nicht, das weißt du genau! Ein Nichts dir wert ist diese Frau!
„Schweig! Nur Lügen hast du mir erzählt! Mich gern mit deinen Tricks gequält! Aus mir gemacht, ein Wesen der Nacht! Der nun meiden muss das Licht! Es fröstelt mich wenn du zu mir sprichst! Pack dich! Gleich zum Fenster raus! Nie wieder lass dich blicken hier im Haus!“
-Hör doch noch, da gibt es etwas zu verstehen
Du brauchst sie nicht, überflüssiges Gewicht! Ein Klotz am Bein, der Liebesschein! Liebespein wird es sein!
Du hast dich selbst an jedem Orte, der Rest ist nur Kirsche auf der Torte
„Das sind wahrhaft weise Worte, doch aus deinem Munde gesprochen, wie von Schlangenzungen, Gift in meine Wunden gespien“
-Siehst du nicht, die bittere Wahrheit ist, du liebst nur dich! Und die Wege bereite ich dir! Trink aus, mach leer die Flasche, dann sei schön brav und folge mir!
„Mit Flügeln gleich der Fledermaus willst du mich tragen, in deine tiefen Höhlen
Wo sich tummeln, all jene die dir nicht widerstehen, die das Licht ablehnen
Die sich nicht ertragen, immer sauer ist der Magen, deren Herzen nicht richtig schlagen“
-Nun gut… doch stellt sich diese Frage mir! Warum bist du dann ganz alleine hier? Und nicht bei ihr?
„Ich liebe sie, das weißt du genau! Irgendwann wird sie meine Frau!“
-Pah! Das was ihr Narren „Liebe“ nennt, du weiser Narr doch schon als Verblendung kennst! Lass Wochen oder ein paar Monate vergehen, dann wird es dich reuen und schmerzlich wirst du wieder klar Sehen!
Das keiner von Bedeutung ist, nur das Gold was du vermisst!
Diese Worte konnte ich nicht ertragen, wie ein Messerstich in die Brust und dann in den Magen
Zu wahr nur wie er mir doch bewies, mein Spiegelbild sein Antlitz zeigte
Verzweiflung tobte in mir umher, schlug alles im Raum kreuz und quer
Die Flasche brach, der Spiegel auch, und auf der Seite spendete er mir Applaus
Wie ein Bettler der alles nimmt, er meine Verzweiflung wie Zuckerwasser trank
Doch genug!

Ich habe einen Entschluss gefasst… von meinen Schultern werfe ich ab die Last
Nur ich steh nun mehr still im Raum, sein Echo noch mir im Kopf wie im Traum
Oh meine Liebe, so kurz und klein wie Kerzenlicht, schien das Glück herab auf mich, durch dich!
Es tut mir leid, ich lass dich allein, und setze meiner Seelenpein, das wohl verdiente Ende, dem sterbenden Tier in mir
Zur Pistole greift die Hand, so lang mir der Wein noch Mut schenkt und betäubt ist der Verstand
Endlich stille ich mein Leid in dieser Nacht und beende diesen teuflischen Pakt
Bevor auch du mir zum Opfer wirst, und ewig Schmerz und Bitterkeit, in einem verdunkelten Herzen spürst
Ein Blitz, ein Knall, Pulvergeruch, vorbei der Fluch, Rauch statt Schwefel in der Luft
Und Dunkelheit, kein Mond scheint, in meine lichtlose Kammer wie schon immer


JC
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