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Gedichte Über Gedanken - Seite 203


Der innere Kritiker

„Du bist nicht gut genug.
Das Alles reicht nicht aus.
Komm lass es gleich, das wird doch nichts,
geh gleich wieder nach Haus!“

So geht es dauernd zu,
Im Kopf nur selten Ruh.
Der Kritiker, er nölt und ätzt,
Und nervt mich immerzu.

„Werd besser, streng Dich an,
Du musst mehr leisten, Mann!
Da musst Du noch mal ran!
Das kann nicht bleiben so,
das ist unter Niveau.
So geht’s nicht, ein No-Go.“

Der Kritiker da oben
Tut wirklich selten loben
Loben, glaub ich, kann er nicht,
Im Tadeln sieht er seine Pflicht.
Mängel sehen ist sein Ding,
der Typ ist so ein Widerling,
beim Meckern fühlt er sich als King.

Der Kritiker, motziges Aas
Verdirbt mir oft den Spaß

Probier ich was Neues froh
Sieht er gleich das Risiko
Und hab ich Inspiration
Erahnt er Komplikation
Und bin ich mal schön kreativ
Nennt er mich kindlich und naiv
Und lass ich Fünfe gerade sein
Nennt er mich ein faules Schwein.

Kurzum, ich denke Ihr merkt auch
Dass ich eine Lösung brauch
Mein Kriti - Kriti - Kritiker
Macht mir mein Leben höllisch schwer

Mit ihm ist Alles eine Last
Weil ihm nichts jemals mal so passt.

Ja wisst Ihr, was er ist?
Krasser Perfektionist.

Wie krieg ich den zum Schnauze halten,
zum ein paar Gänge runter schalten?
Er könnt doch mal sagen „Passt.“
Dann fiele von mir ab die Last.

Wie schön wär es doch
wenn ich innen noch
an seiner Seite, daneben
als Freund im Leben
den inneren Vater spürte
der mich mit Liebe führte
der sagt, "Ist gut, es reicht"
so dass der Kritiker weicht.
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Antrag an mein Über-ich

Liebes Freud’sches Über-ich
Bitte unterstütze mich!
Neues Jahr, neues Glück
Ich lass mein Unter-ich zurück.

Innen und außen mach mich neu
Dass ich über mich mich freu.

Zuerst mal Außen geh ich ran
Damit man Neues sehen kann.
Mein neues Ich ist außen schön
So richtig sexy anzusehn
Ernährt sich jederzeit gesund
Kein Stückchen Schoko in den Mund
Trainiert den Body jeden Tag
Topfit in jeder Lebenslag
Ein neues Styling Kopf bis Fuss
So dass jeder erkennen muss:
Der Mann ist jetzt im neuen Jahr
Ein absoluter Superstar!
Denn zum Adonis will ich werden
Einem Traummann hier auf Erden.

Bei so nem supertollen Leib
Ich Single nicht mehr lange bleib
Der Frauen Herz ich gleich entzück
Schon auf den allerersten Blick
Die Traumfrau mir erliegt sogleich
Egal ist ihr, dass ich nicht reich
Ihr Herz schlägt nur noch ganz für mich
Dank meines neuen Super-ich.

Strahlt die Fassad‘ in voller Pracht
dann wird das Inn’re neu gemacht.
Liebes gutes Über-ich
Jetzt brauch ich wirklich, wirklich Dich!

Willenskraft und Disziplin
Sollen bei mir schnell einzieh’n
Durchhalten statt aufzugeben
Täglich meine Werte leben
Nicht nur labern, sondern machen
All die vielen guten Sachen
Die and’ren helfen und sie freu‘n
Von morgens früh bis abends Neun
Statt nem nörgligen Gemüte
Gib mir ein Herzen voller Güte
Und lass mich stets nun pünktlich sein
Die inn’re Uhr stell neu mir ein.
Zu nem Gutmenschen mache mich
danach sehn ich mich fürchterlich!
Zum Altruisten will ich werden
Einem Vorbild hier auf Erden.

Und geht mir die Traumfrau auf den Geist
Nie der Geduldsfaden mir reißt
Geduldsfaden, verlänger‘ Dich
Bist Du reichst fünfmal um den Tisch
„Liebling, ich fühl mit Dir sehr
In meine Arme komme her“
Oder so was Liebes, Gutes
Sag ich friedlich frohen Mutes
Bin in der Beziehung nun immer
Ein Trostpflaster für ihr Gewimmer
Denn zum Traummann will ich werden
Einem Vorbild hier auf Erden.

Also, liebes Über-ich
Hörst Du mich? Erhöre mich!
Mach bei mir eine Kernsanierung
Eine Unter-ich-Planierung
Mach es dem Erdboden gleich
Auf dass es mir komplett entweich
Dies olle nerv’ge Unter-ich
Das immerzu behindert mich
Bitte liebes Über-ich
Besiege es, befreie mich!
Ganz tief drin im Kopfilein
Will ich endlich perfekt sein.
Zum Super-Menschen will ich werden
Einem Vorbild hier auf Erden.

Sagt das Über-ich am Ende
„Du, gebunden sind mir da die Hände
Ich sage Dir, jetzt ins Gesicht
Den Unfug unterstütz ich nicht!
Findest Du Dich da jetzt hip
Auf dem Optimierungstrip?
So viel Optimierungsmist!
Nimm Dich doch an, wie Du bist.
Schau mal, wer Dich so liebt auch
Trotz der Unpünktlichkeit und Bauch
Trotz leichter Charaktermängel
Und Tendenz zum Rumgequengel
Und diesen Wahn, perfekt zu sein
Schieb Dir in den Arsch hinein.“
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Bootsfahrt

Kürzlich
machte ich eine Bootsfahrt.

Mit dem Kajak,
eine Tour – einen Fluss entlang.
Unbekanntes Land,
unbekannte Sprache,
unbekanntes Terrain.

Zu Beginn
war ich voller Tatendrang,
Forschergeist, Entdeckungsfreude.

Dann:
Keine Einweisung.
Ich bekam nur gezeigt, wo das Boot liegt,
die Paddel,
die Schwimmweste.

Das Boot ins Wasser lassen war noch einfach.
Wie aber ins Boot kommen?
Zum Einsteigen – musste ich ins Wasser.
Das geht ja gut an…
Ganz schön wacklige Sache.

Was aber mit den Dingen, die ich dabei hatte?
Mein Geldbeutel, mein Handy, mein Fotoapparat?
Gut, ich hatte es bereits in einem Rucksack,
aber was, wenn ich kentere?

Tausend Fragen…
Wie paddelt man?
Was, wenn ich den Weg nicht finde?
Es gab viele Abzweigungen….
Wohin führt mich der Fluss?

Erst mal – fuhr ich mitten ins Schilf.
Ich hatte keine Ahnung, wie`s funktioniert.
Na prima!
Ab da, begannen die Zweifel.

Bei einem Wehr
musste ich aussteigen,
das Boot tragen,
wieder einsteigen.
Nun –
einmal hab ich`s geschafft.
Öfter?
Nicht unbedingt.

Während der Fahrt,
immer wieder:
Soll ich oder soll ich nicht?
Ich sah manche, die einfach am Ufer anlegten,
ins Wasser sprangen, ihren Spaß hatten.

Ich könnte untergehen…
Aber ich kann doch schwimmen!!
Ich könnte mich erkälten…
Aber die Sonne scheint doch!!

Die Natur war traumhaft,
das klare Wasser,
die zauberhaften Pflanzen,
die schönen Buchten…

Soll ich
raushüpfen, schwimmen, reinklettern,
umfallen, lachen, nass werden, was weiß ich??

Irgendwas – hielt mich ab…
Angst, zu scheitern?
Angst, alles zu verlieren?

Am Ziel dachte ich mir,
nächstes Mal – genießt du es mehr…
Da lasse ich
meinen Geldbeutel, mein Handy, meinen Fotoapparat,
am Ufer zurück
und genieße einfach meine Fahrt.

Jetzt denke ich:
Verflixt – wie im Leben!
© A. Namer
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