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Gedichte über Frieden - Seite 106


Beinahe ein Weihnachtslied

Im Mastkorb ein Matrose schlurfte,
weil das Schiff nicht in den Hafen durfte.
Der Käpt’n über Sprechfunk hörte,
was den Matrosen so betörte:
Am Himmel steht ein Goldner Stern,
er zieht mich an aus großer Fern.
Ich will hier raus, ich will nach Haus.
Ich will mich um den Christbaum drehen,
Jesus in der Krippe sehen.

Im Knast ein Mann am Gitter sang,
den ein Richter in die Zelle zwang.
Der ganze Bau war plötzlich still,
weil alles ihn doch hören will:
Am Himmel steht ein Goldner Stern,
er zieht mich an aus großer Fern.
Ich will hier raus, ich will nach Haus.
Ich will mich um den Christbaum drehen,
Jesus in der Krippe sehen.

Im Krankenhaus, im Gipsbettverband
starrten zwei Augen, die unbekannt.
Und aus dem tiefsten Untergrund
knurrte es leise auch ohne Mund:
Am Himmel steht ein Goldner Stern,
er zieht mich an aus großer Fern.
Ich will hier raus, ich will nach Haus.
Ich will mich um den Christbaum drehen,
Jesus in der Krippe sehen.

Den Reichen reicht nicht wo man wohnt,
ihr Wunschzettel zieht sie zum Mond.
Doch Heiligabend spielt ihr Satellit
auch ohne Wunsch das Sehnsuchtslied:
Am Himmel steht ein Goldner Stern,
er zieht mich an aus großer Fern.
Ich will hier raus, ich will nach Haus.
Ich will mich um den Christbaum drehen,
Jesus in der Krippe sehen.

Des Nachts in einem fremden Land,
ein UNO-Soldat auf Wache stand.
Ein Goldner Stern hat ihn beflügelt
und so sang er ungezügelt:
Am Himmel steht ein Goldner Stern,
er zieht mich an aus großer Fern.
Ich will hier raus, ich will nach Haus.
Ich will mich um den Christbaum drehen,
Jesus in der Krippe sehen.

13.12.2021©Wolf-Rüdiger Guthmann
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Friede! (La paix ...)

Ein Zustand stiller Glückseligkeit
Ruhe, Lachen, reges Treiben, weit und breit
Die Jugend tobt, die Alten singen
Die Tage seien gelobt, die Welt will mit dem Frieden ringen

Des Menschen größte Freude wird nur selten ihm bewusst
Eingetaucht in Lebendigkeit, halb noch an der Mutterbrust
So unscheinbar das Wörtchen Friede klingt
Ein ums andere Mal macht es mich beschwingt

Zeigt mir, Tag für Tag,
entspannte Fältchen des Lächelns um Stirn und Augen
Es gibt nicht viel im Leben, das ich lieber mag
Was sonst soll als Ruhekissen für die Seele taugen

Das Leben bewegt sich ohne Angst und Hunger
Zu Kultur und mancher Subkultur
Im großen Ganzen sind wir frei von argem Kummer
Genießen seit beinahe ewig Freiheit pur

Sterben bleibt der Krankheit, dem Siechtum und dem Alter vorbehalten
Die Medizin versucht seit langem die Macht des Todes auszuschalten
Das Leben zieht lange, weite Bahnen
Des Menschen Kreise lassen das Ausmaß des Planeten Erde ahnen

Kämpfe werden zwar immer noch ausgetragen
Ja, so manchem Menschen platzt der Kragen
Innerhalb des Kulturkreises achtet man jedoch das Leben
Will inzwischen Fauna und Flora auch schon Rechte geben

Frieden herrscht hier fast überall, doch es sei hier ausgesprochen
Selbst in Europa wird der Friede auch schnell einmal gebrochen
Die Ukraine befindet sich im Kriegsgeschehen
Müde sind wir, der Ukrainer Schicksal anzusehen


Viele Völker wandern schon seit Jahren
Aus Kriegsgebieten zu uns ab
Viele Tote lagen dort auf Totenbahren
Landeten im Massengrab

Manch einer kann es kaum verstehen
Schottet sich betreten vor allem Grauen eilig ab
Will nicht mit Flüchtlingskindern sehen
Der Frieden ruht hier in einem eisig kalten Grab

So sind wir um den Frieden froh
Vermögen jedoch kaum mehr hinzusehn
Und wenn jemand mit dem Kriege droh
Würden wir dann wieder hingehn?


© Caeli
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