Uns geht es noch zu gut,
viel zu gut
um Irgendetwas unternehmen zu wollen.
Solange wir eine räumliche Distanz haben,
solange es uns so gut geht,
dass wir uns noch das Elend der Anderen
aus dem Fernsehsessel ansehen können,
dass wir Fenster haben um uns,
scheinbar,
vor der Außenwelt zu verschließen,
solange wir ein Dach über dem Kopf haben,
das verhindert,
dass uns der Himmel auf den Kopf fällt,
solange wir Kleidung haben,
die uns wärmt
wenn eine Eiseskälte die Welt durchstreift,
solange die Nahrung aus dem Supermarkt kommt
und wir nur zugreifen müssen
sobald uns der Hunger heimsucht
solange wir uns nur das Elend in der Welt
im Fernsehen betrachten können,
solange werden wir auch nichts
dagegen unternehmen.
Denn wenn es so schlimm wird,
dass uns unser Abendessen
Im Hals stecken bleibt
dann schallten wir einfach
auf einen anderen Kanal.
Aber wehe, das Blatt wendet sich.
Dann klagen wir alle an,
die bequem, warm und satt
zu Hause sitzen
und nur zusehen
wie wir in unserem Elend
untergehen.
© Michael Jörchel