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Gedichte über Familie - Seite 92


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Unverzeihlich

Der Geruch von Zigaretten im Haus
ging nie mehr aus den Wänden raus.
Nicht mal aus meiner Kleidung,
hieltet nichts von unserer Meinung.

Im Auto, mit heruntergelassenen Fenstern
hatten wir Ähnlichkeiten mit Gespenstern.
Konnten kaum Atmen, kämpften gegen Unwohlsein,
nahmt keinen von uns in Augenschein.

Überall standen Flaschen herum,
dachtet wohl, wir wären dumm.
Wussten, dass es Alkohol war,
das war uns von Anfang an klar.

Freitags wurde kräftig gesoffen,
habt euch mit den Nachbarn getroffen.
Euer Verhalten war fremdschämen pur,
von Vernunft keine Spur.

Samstags war der „Schnupfsamstag“,
es war Mama, die immer flach lag.
Täuschte eine Erkältung vor,
wie an den Wochenenden davor.

Habt eure Elternpflicht mit Sucht vertauscht,
habt nicht mehr unseren Problemen gelauscht.
Wurden regelrecht seelisch missbraucht,
habe öfter mal zurückgefaucht.

Traumata formten unser zukünftiges Leben,
anstatt Liebe, wurden uns diese mitgegeben.
Eure Probleme hatten immer Vorrang,
fanden mit unseren keinen Anklang.

Habe meine Wut in mich hineingefressen,
habe mich bestraft, war regelrecht davon besessen.
Wusstet nicht, was in der Schule passierte,
war diejenige, die gar nicht mehr existierte.

Wegen der vielen Mobbing-Aktionen
wollte ich nicht mehr Zuhause wohnen.
Habe mir eine andere Familie gewünscht,
fühlte mich jedoch nirgendwo erwünscht.

War die meiste Zeit einsam und alleine,
keiner wollte, dass ich irgendwo erscheine.
Meine Gedanken drifteten ab ins Negative,
für mich gab es keine Alternative.

Wollte es lange Zeit nicht wahrhaben
und andauernd über mein Leid klagen.
Als Suizidgedanken hinzukamen,
suchte ich sofort nach einem Namen.

Es folgten weitere Jahre,
in denen ich mein Geheimnis wahre.
Weitere Narben gesellten sich zu mir,
verlasse nur ungern mein Revier.

Unverzeihlich war nicht nur euer Verhalten,
sondern auch das der anderen Gestalten.
Meiner damaligen besten Freundin zum Beispiel,
denn sie hielt von mir damals nicht allzu viel.

Sie führte mich gerne mal vor,
hatte einen schlechten Sinn für Humor.
Trotzdem war sie sehr beliebt
und somit Jedermann´s Favorit.

Dabei war das Mädel jünger als ich
und ließ mich verdammt oft im Stich.
Ihr asoziales Benehmen sorgte dafür,
dass ich sie setzte vor die Tür.

Während der Ausbildung gab es Damen,
jene sprengten öfter Mal den Rahmen.
Haben mein „Nein!“ nie akzeptiert,
obwohl ich es habe ausprobiert.

Alkohol war und ist nichts für mich,
mich zu wiederholen war extrem ärgerlich.
Mischten mir auf einem Geburtstag Alkohol ins Glas,
sie sagten ein paar Monate später, das war nur Spaß.

Es meldete sich auch mal jemand bei mir,
da wuchs tatsächlich meine Neugier.
Eine alte Klassenkameradin von der Grundschule,
früher unbeliebt und zu dem Zeitpunkt wohl eine Coole.

Wollte nur wissen, ob ich einen Freund habe,
was war das bitte für eine dämliche Frage?
Sie wirkte ziemlich eingebildet und arrogant,
besitzt anscheinend nicht mehr viel Verstand.

Ja, ich bin herumgelaufen wie der letzte Idiot,
lebe mein Leben seit jeher auf Autopilot.
Mich deswegen fertig zu machen,
bringt mich mittlerweile zum Lachen.

Sogar in der Oberstufe
gab es laute Buh-Rufe.
Dachte, die sind zivilisiert
oder wenigstens engagiert.

Da habe ich mich wohl getäuscht,
auch dort wurde ich weggescheucht.
Langsam fragte ich mich,
„Wofür mache ich das eigentlich?“

Konnte nicht mehr klar denken,
ließ mich viel zu leicht ablenken.
Hatte keine Lust mehr auf irgendwas,
nichts machte mir mehr Spaß.

Alles häufte sich und wurde zu viel,
war das alles deren Ziel?
Mich in die Depression zu jagen?
Ich konnte das alles nicht mehr ertragen.

Fühlte mich nicht mal in der Uni wohl,
anscheinend war ich auch dafür zu hohl.
Ich passte da einfach nicht rein,
wirkte neben all den Leuten sichtlich klein.

Zwei Jahre später folgte der Abbruch,
zu hoch war wohl mein eigener Anspruch.
Mein Körper sendete deutliche Signale
und das ganz viele Male.

Streit Zuhause und kein Verständnis,
betrachtete meine Eltern als Hindernis.
Erst viel später zog ich von Zuhause aus
und kam endlich aus dieser Hölle raus.

Sie reichten mir nie eine Hand,
redete andauernd gegen eine Wand.
Tun so als wäre nie etwas geschehen,
während ich dabei bin durchzudrehen.

Diese Liste ist endlos lang,
spüre diesen einen Drang.
Mir selber die Schuld zu geben,
für mein miserables Leben.

Hätte, wenn und aber,
immer dasselbe Gelaber.
Möchte nur noch schlafen
und ankommen an meinem Hafen.

Ich kann mich auskotzen so oft ich will,
meine Gedanken halten niemals still.
Fühle mich auch nicht besser,
bleibe ein in mich hinein Fresser.

Meine Art widert mich selber an,
gehe mit schlechtem Beispiel voran.
Kann mich selbst nicht ausstehen,
würde mir am liebsten aus dem Weg gehen.

So viele unverzeihliche Dinge,
in Form von einer Klinge.
Tief in meinem Herzen
spüre ich heftige Schmerzen.

Karma wird schon alles regeln
und nimmt Luft aus deren Segeln.
Das hoffe ich doch sehr,
denn das Leben ist nie fair.



© Lily .N. Hope
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